Medizin

Krebsgefahr durch Kamillentee?

10 von 15 Proben enthalten giftige Pflanzen-Alkaloide

Eine Tasse Kräutertee - möglicherweise mit Pyrrolizidin-Alkaloiden © SXC

Ein Hausmittel mit giftigem Beigeschmack: Kamillentee kann deutlich nachweisbare Mengen von krebserregenden Pflanzengiften enthalten, berichtet das ZDF-Magazin „WISO“. Zwei Drittel der untersuchten Kamillentee-Proben enthielten Pyrrolizidinalkaloide. Diese Pflanzeninhaltsstoffe können langfristig zu Leberschäden führen. Wie schädlich die im Tee gefundenen Mengen tatsächlich sind, lässt sich aber bisher nicht sagen.

Kamillentee gilt vielen Menschen als Allheilmittel bei kleineren Beschwerden wie Erkältung oder Magenproblemen. Der Kräutertee gilt zwar gemeinhin als gesund, er kann aber auch hohe Mengen an krebserregenden Schadstoffen enthalten. Bereits Juli 2013 warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor sogenannten Pyrrolizidinalkaloiden im Tee. Diese stammen normalerweise nicht aus den Teekräutern selbst: Stattdessen gelangen sie aus anderen Pflanzen, die als Unkräuter zwischen den eigentlichen Teekräutern wachsen, in den Tee. Laut BfR können diese Alkaloide in hoher Menge die Organe schädigen und sogar Leberkrebs auslösen.

Das ZDF-Verbrauchermagazin „WISO“ hat nun stichprobenartig jeweils 15 Kamillen- und Fencheltees auf Pyrrolizidinalkaloide untersuchen lassen. Die Proben stammten aus dem Lebensmittelhandel, vom Discounter sowie aus Apotheken und Drogerien. Das Ergebnis: In zehn der Kamillentees waren die pflanzlichen Giftstoffe nachweisbar. In einigen Proben fanden die Wissenschaftler zwar nur geringe Mengen, andere enthielten allerdings sehr viel Pyrrolizidin. Im untersuchten Fencheltee ließen sich keine derartigen Alkaloide nachweisen.

Hohe Mengen, aber keine Grenzwerte

Der Stellungnahme des BfR vom vergangenen Jahr zufolge besteht zwar keine akute Gesundheitsgefahr, trotz der unerwartet hohen Schadstoffmengen im Kamillentee. In normalen Mengen und bei abwechslungsreichem Trinkverhalten seien Kräutertees weiterhin unbedenklich. Auf lange Sicht ist trotzdem Vorsicht angebracht: Sowohl das BfR als auch die Weltgesundheitsorganisation WHO warnen vor möglichen Langzeitfolgen durch Alkaloide, auch bei geringen Mengen, die über längere Zeiträume aufgenommen werden. Denn das Gift wird in der Leber zu chemischen Folgestoffen abgebaut, die zu Leberfunktionsstörunge führen können. Inwieweit selbst geringe Dosen Pyrrolizidinalkaloide langfristig Schäden verursachen, ist umstritten, gesetzliche Grenzwerte gibt es bisher nicht.

Besonders Kinder, Kleinkinder, Säuglinge und Stillende könnten aber durchaus gesundheitlich gefährdet sein. Der Körper von Kindern schwemmt das Pflanzengift nicht aus, sondern speichert es. Deshalb sei für sie das Risiko zu erkranken zehn- bis hundertfach höher als bei Erwachsenen, erläutert der Pflanzengift-Experte Helmut Wiedenfeld von der Universität Bonn in „WISO“.

Weil es für Pyrrolizidinalkaloide bislang keine Grenzwerte gibt, sind die Ergebnisse des Teetests schwierig einzuordnen, wie das Magazin erklärt. Für Hersteller von Kräutertees gilt lediglich die Empfehlung, auf eine saubere Ernte zu achten und international anerkannte Höchstmengen nicht zu überschreiten. Den ausführlichen Bericht zeigt das Magazin „WISO“ am Montag, 28. April 2014, 19.25 Uhr, im ZDF.

(ZDF/WISO, 28.04.2014 – AKR)

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