Stress? Lampenfieber? Dann könnte ein Stück Schokolade helfen. Denn ein Inhaltsstoff dunkler Schokolade dämpft die Stressreaktion des Körpers, wie ein Experiment Schweizer Forscher zeigt: Aßen Probanden vor einem Stresstest eine halbe Tafel, sank ihr Stresshormon-Spiegel messbar ab. Verantwortlich dafür sind die Flavonoide, Inhaltstoffe des Kakaos, denen auch schon andere gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben werden.
Im Moment hat Schokolade als Glücklich- und Gesundmacher Konjunktur – auch in der Forschung: Fast im Wochentakt erscheinen Studien, die eine weitere positive Wirkung auf die Gesundheit belegen. So verbessert die Schokolade die Flexibilität und Gesundheit der Gefäße, beugt Herz-Kreislauf –Erkrankungen vor und soll sogar das Gedächtnis fördern. Ursache für diese Effekte sind im Kakao enthaltene chemische Substanzen, die Flavonoide.
Getürkte Schokolade, fingiertes Vorstellungsgespräch
Petra Wirtz vom Institut für Psychologie der Universität Bern und ihre Kollegen haben nun einen weiteren Aspekt der Kakao-Flavonoide untersucht: deren Wirkung auf unser Stresssystem. Für ihre Studie baten sie ihre Probanden – gesunde Männer zwischen 20 und 50 – zunächst, jeweils eine halbe Tafel dunkler Schokolade zu essen. Was die Teilnehmer nicht wussten: Eine Hälfte von ihnen bekam Schokolade mit hohem Flavonoid-Gehalt, die andere ein gleich schmeckendes, aber Flavonoid-freies Placebo.
Zwei Stunden später unterzogen die Forscher alle Versuchsteilnehmer einem standardisierten Stresstest: Sie mussten ein fingiertes Vorstellungsgespräch mit freier Rede und Kopfrechnen vor einem Gremium von zwei Prüfenden in weißem Kittel absolvieren. Dieser zehnminütige Test löst zuverlässig eine akute körperliche Stressreaktion mit Ausschüttung von Stresshormonen aus. Vor und nach dem Test maßen die Wissenschaftler die Menge der Stresshormone Cortisol und Adrenalin im Blut der Probanden und befragten sie nach ihrem subjektiven Stressempfinden. Auch der Pegel der Flavonoide im Blut wurde ermittelt.
Weniger Stresshormone
Das Ergebnis: Subjektiv fühlten sich zwar alle Teilnehmer gleich gestresst. In ihrem Körper aber sah das ganz anders aus: Bei denjenigen, die die echte Schokolade gegessen hatten, fanden die Forscher deutlich weniger Stresshormone Cortisol und Adrenalin im Blut als bei der Placebo-Gruppe. Je höher dabei ihr Flavonoid-Spiegel im Blut, desto geringer war der Stresshormonanstieg.
„Wir vermuten, dass dunkle Schokolade aufgrund der darin enthaltenen Flavonoide vor der körperlichen Reaktion auf Stress schützt, indem sie die Stresshormonfreisetzung reduziert“, folgert Wirtz. Vermutlich blockiert der Kakao-Inhaltstoff die Freisetzung der Botenstoffe aus den Nebennieren. Diese Anti-Stress-Blockade könnte auch dazu beitragen, das Herz-Kreislauf-System zu schützen, da dieses auf Stresshormone reagiert, wie die Forscher erklären. Die Ergebnisse und Folgeversuche könnten daher neue Ansatzpunkte bieten für die Prävention von Herzkreislauferkrankungen. (Journal of the American College of Cardiology (JACC), 2014; doi: 10.1016/j.jacc.2014.02.580)
(Universitätsspital Bern, 07.04.2014 – NPO)