Zoologie

Der Spatz ist Deutschlands häufigster Wintervogel

Teilnehmer zählen Gartenvögel in bundesweiter Aktion "Stunde der Wintervögel"

Haussperlingspaar beim gemeinsamen Bad © Kim/Finiky (CC BY 2.0)

Alle Vögel sind noch da: Mehr als 73.000 Menschen haben an der Aktion „Stunde der Wintervögel“ teilgenommen und Vögel in ihren Gärten beobachtet und gezählt. Dabei kam heraus: Wegen des milden Wetters überwintern zwar weniger Vögel in Städten und Vororten, es ist aber dennoch eine beachtliche Artenvielfalt vorhanden. Auf der Liste der häufigsten Vogelarten eroberte der Haussperling den ersten Platz zurück. Auch einige echte Exoten befanden sich unter den gezählten Vögeln.

Spatz auf Spitzenplatz

Jährlich veranstalten der NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) die Aktion „Stunde der Wintervögel“. 73.000 Menschen nahmen dieses Jahr am Wochenende vom 3.bis 6. Januar teil und machten die Aktion damit zur größten wissenschaftlichen Mitmachaktion in Deutschland. Die deutlichen Ergebnisse dieses Jahres: Der Haussperling hat sich den Spitzenplatz als häufigster Wintervogel in Deutschlands Gärten vom Vorjahressieger Kohlmeise zurückgeholt. Auf den Plätzen drei bis fünf folgen Feldsperling, Blaumeise und Amsel.

Insgesamt meldeten die Teilnehmer mehr als 1,9 Millionen Vögel aus über 51.000 Gärten. Daraus ermittelten die Experten des NABU die durchschnittlich pro Garten beobachteten Vögel. Auf diese Weise können sie diese Werte zwischen den Arten, zwischen verschiedenen Regionen des Landes und über viele Jahre hinweg vergleichen. So gewinnen sie ein detailliertes Bild über Vorkommen und Bestandstrends der Vögel in Deutschlands Siedlungsräumen.

Weniger Vögel im Garten durch milden Winter

Die Zahl an Vögeln pro Garten fiel in diesem Jahr niedriger aus als noch im Vorjahr: Der Durchschnitt liegt bei etwa 38 Vögeln aus sieben verschiedenen Arten in jedem Garten. Letztes Jahr waren es noch 46 Vögel aus zehn Arten. Über 90.000 Vogelfreunde hatten sich 2013 an der Aktion beteiligt und rund 2,7 Millionen Vögel gemeldet.

Blaumeise © Frank Derer

„Diese Ergebnisse bedeuten aber noch lange nicht, dass die Vogelbestände in unseren Dörfern und Städten grundsätzlich abnehmen“, erklärt NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Dass wir in diesem Jahr die meisten Arten nicht so häufig sehen konnten, liegt an dem bis zur Zählung sehr milden Winter.“ Weil kein Schnee liegt, finden Meisen, Finken und Co.auch außerhalb der Gärten genug zu fressen und brauchen nicht nach Meisenknödeln und Vogelhäusern suchen. Außerdem wandern aus den kalten Regionen im Norden und Osten Europas weniger Verwandte hinzu, solange dort noch genug Nahrung zu finden ist.

Grünfink macht Naturschützern Sorgen

Nicht alle Rückgänge dieses Jahres können jedoch mit dem milden Winter erklärt werden: Der Grünfink macht den Naturschützern ernsthaft Sorgen. Er ist zwar immer noch der sechsthäufigste Gartenvogel im Winter, aber nach zuvor stabilen Beständen wurde nun eine plötzliche starke Abnahme um 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr festgestellt. Der Grund dafür ist wahrscheinlich das im vergangenen Jahr verstärkt aufgetretene Grünfinkensterben aufgrund von Trichomoniasis, einer Parasitenerkrankung, die insbesondere an sommerlichen Vogelfutterstellen auftrat.

Obwohl drei Viertel der Beobachtungen auf die zehn häufigsten Arten entfielen, wurden insgesamt bei der diesjährigen Winterzählung 166 Vogelarten aus Gärten und Parks gemeldet. Dies illustriert die beachtliche Vielfalt an Vogelarten, die im Siedlungsraum vorkommen. Unter diesen Arten befanden sich unter Vogelbeobachtern heißbegehrte Raritäten, wie beispielsweise eine Sperbereule, die sich aus ihrer Heimat am Polarkreis in einen Garten im Erzgebirge verflogen hatte. Auch in Deutschland bisher unbekannte entflogene Käfigvögel wie ein australischer Pennantsittich oder ein afrikanischer Kikuyu-Brillenvogel befanden sich unter den gesichteten Vögeln.

Ergebnisse der Aktion „Stunde der Wintervögel“

Video: NABU-Tipps zur winterlichen Vogelfütterung

(NABU, 28.01.2014 – AKR)

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