Die Arktis birgt reiche Bodenschätze – von Gold und Platin bis zu den begehrten Seltenerd-Metallen für Hightech-Produkte. Deutsche Forscher haben nun untersucht, wo in naher Zukunft Abbauvorhaben stattfinden könnten. Ihr Fazit: Die meisten arktischen Regionen sind trotz ihres Rohstoffreichtums zu abgelegen und unerschlossen, um einen Abbau lohnend zu machen. Ausnahmen gibt es aber vor allem in Sibirien, denn dort liegt das weltgrößte Vorkommen von Seltenerd-Metallen.
Ob Seltenen Erden, Edelmetalle oder anders: Die Nachfrage nach Rohstoffen steigt stetig. Auf der Suche nach neuen Rohstoffquellen ist in den letzten Jahren auch die Arktis verstärkt ins Blickfeld von Wirtschaft und Politik geraten. „Die Arktis ist reich an Bodenschätzen und verfügt auch im Weltmaßstab über bedeutende Rohstoffvorkommen“, erklärt der Wirtschaftsgeologe Harald Elsner von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR).
Die arktischen Anteile der traditionellen Bergbauländer Norwegen und Schweden tragen bereits seit Jahrzehnten zur Rohstoffversorgung Europas bei. Auch in der nordamerikanischen und vor allem in der russischen Arktis stehen bedeutende Rohstoffvorkommen im Abbau. So machen beispielsweise Nickel oder Platingruppenmetalle aus der Region Norilsk und von der Kola-Halbinsel heute rund 17 Prozent bzw. 25 Prozent der Weltproduktion dieser Metalle aus.
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Boom nur in einigen Regionen zu erwarten
Forscher des BGR haben genauer untersucht, welches Potenzial die verschiedenen Regionen der Arktis für den Abbau von mineralischen Rohstoffen bieten. In ihrer Studie fassen sie dies nun für verschiedenen Regionen zusammen. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass die Gewinnung von Rohstoffen in der Arktis sich vermutlich in naher Zukunft nur in einigen Regionen lohnen wird. Hinzu komme, dass die ökologischen Risiken bei allen Bergbauunternehmungen in der Arktis sehr groß sind.
So wird beispielsweise über das Rohstoffpotenzial Grönlands viel spekuliert. Die zu Dänemark gehörende Rieseninsel ist besonders reich an Gold, Platin, Palladium, Seltenen Erden, Strontium und Uran. Gleichzeitig aber machen der dicke Eispanzer und die kaum vorhandene Infrastruktur den Abbau extrem schwierig. Bislang gab es auf Grönland daher nur wenig Bergbau, da die hohen logistischen Anforderungen und die damit verbundenen sehr hohen Kosten dies verhinderten. Nach Einschätzung der Experten wird sich dies auch in Zukunft kaum ändern.
Goldgrube russische Arktis?
Anders sieht dies für Russland aus: Die russische Arktis ist reich an verschiedenen Metallen und auch Diamanten. Neben Platingruppenmetallen, Nickel, Seltenen Erden, Silber, Aluminium, Quecksilber und Antimon, gehören auch Kupfer, Zinn, Wolfram, Gold und Kobalt dazu. Dennoch findet bisher von wenigen Ausnahmen abgesehen noch kaum Abbau statt, wie die Forscher erklären. Derzeit gibt es bereits etwa 20 aktive Bergwerksbetriebe nördlich des Polarkreises, sie konzentrieren sich auf der Kola-Halbinsel und in Sibirien. Andere Gebiete aber sind bisher kaum erschlossen, ein Abbau dort dürfte nach Einschätzung der Experten daher nicht so einfach und zeitnah möglich sein.
Das weltgrößte Seltene Erden-Vorkommen liegt heute ebenfalls in Sibirien, am Rand des arktischen Ozeans. Hier in Tomtor lagern Vorräte von rund 154 Millionen Tonnen an Lanthan, Cer, Neodym oder Yttrium. Zudem enthält diese Lagerstätte über 73 Millionen Tonnen Nioboxid, einem weiteren Hightech-Metall, das zurzeit noch größtenteils aus Brasilien kommt. Welche Bedeutung dieses Vorkommen hat, zeigt auch die kürzliche Anordnung von Russlands Präsident Putin, diese Riesenlagerstätte zügig zu erschließen.
Ebenfalls im Aufwind sind der Studie nach Finnland und die kanadische Arktis. Denn dort sei bisher erst ein kleiner Teil der zu erwartenden zahlreichen Vorkommen exploriert, berichten die BGR-Forscher. Gleichzeitig aber könnten die relativ gute Infrastruktur und Erfahrung mit Bergbau dieser Regionen noch schneller als die russische Arktis zu einem Boom im Rohstoffabbau verhelfen.
(BGR, 17.01.2014 – NPO)