Klima

Geht uns bald das Wasser aus?

Studie sagt schwerere und länger anhaltende Dürren in Europa voraus

Trockenes Flussbett in Nordengland © Catherine Moody, EGU

Für uns in Europa, insbesondere im zuletzt von Stürmen verregneten Norden, liegt der Gedanke an eine Dürre bislang eher fern. Doch das könnte sich bald ändern: Weite Teile Europas müssen sich in den kommenden Jahrzehnten auf schwerere und länger anhaltende Dürren sowie fallende Flusspegel einstellen. Das ist das Ergebnis einer europäischen Studie, die auch die Ursachen und Folgen des drohenden Wassermangels untersucht hat.

Dürren sind Naturkatastrophen mit schwerwiegendem Einfluss auf Wirtschaft und Umwelt. Nicht nur die Wüstenregionen der Erde sind davon betroffen – auch in Europa werden die teilweise verheerenden Trockenperioden häufiger. Bereits in den vergangenen zwanzig Jahren stiegen die wirtschaftlichen Kosten durch Dürreschäden auf 6,2 Milliarden Euro pro Jahr. Allein der trockene und heiße Sommer 2003 in Süd- und Mitteleuropa verursachte Schäden in Höhe von 8,7 Milliarden Euro. Und diese Kosten werden in Zukunft weiter steigen.

Steigende Temperaturen und höherer Wasserverbrauch

Die neue Studie hat untersucht, ob und wo in Europa künftig besondere Dürregefahr durch steigende Temperaturen und höheren Wasserverbrauch besteht. Dazu haben Wissenschaftler des europäischen „Joint Research Centre“ (JRC) zusammen mit Klimaforschern der Universität Kassel verschiedene Szenarien von Klimaveränderung und Wasserverbrauch vereint. Daraus erstellten sie ein Modell, das die Verteilung und den Fluss des Wassers auf der Erde widergibt. Mit diesem Modell berechneten sie anschließend das Dürrerisiko anhand des Wasserstands aller Flussläufe in Europa bis ins Jahr 2100. Die Ergebnisse erläutern die Forscher im OpenAccess Online-Magazin „Hydrology and Earth System Sciences“.

Die Klimatologen gingen für ihre Berechnungen von einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von bis zu 3,4 Grad Celsius aus. Durch die steigende Temperatur verdunstet mehr Wasser aus Böden und offenen Wasserflächen. Südeuropa, wo es sogar um bis zu 5 Grad wärmer werden könnte, ist davon besonders betroffen:

„Unsere Forschungen zeigen, dass durch den Klimawandel viele Flussbecken besonders im Süden Europas häufiger Zeiten mit verringertem Wasserzufluss erleben könnten,“ erläutert Erstautor Giovanni Forzieri vom JRC. Die Wasserstände der südeuropäischen Flüsse könnten um bis zu 40 Prozent sinken. Auf der iberischen Halbinsel, in Südfrankreich und Italien sowie auf dem Balkan könnte die Häufigkeit von Trockenperioden um 80 Prozent zunehmen.

Nachhaltiges Wasser-Management erforderlich

Globale Erwärmung ist jedoch nicht die einzige Ursache für schrumpfende Wasservorräte: Eine wachsende Bevölkerung und und ein höherer Bedarf für die Bewässung in der Landwirtschaft sowie für die Industrie lassen den Wasserverbrauch steigen. Dadurch sinken die verfügbaren Reserven weiter. In Mittel-, West- und Südeuropa wächst damit die Dürregefahr um weitere 10 bis 30 Prozent.

Auf Basis dieser Ergebnisse fordern die Wissenschaftler umgehende Maßnahmen, um die negativen Auswirkungen der drohenden Dürreperioden auf Wirtschaft und Umwelt zu minimieren. Besonders wichtig sei „ein nachhaltiges Wasser-Management, das sich den möglichen Veränderungen anpassen kann,“ betont Forzieri.

(HESS, 2014; doi: 10.5194/hess-18-85-2014)

(European Geosciences Union, 15.01.2014 – AKR)

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