Biologie

Neue Schabenart erobert New York

Winterharter Einwanderer aus Asien kann selbst im Winter draußen überleben

Männchen (links) und Weibchen der neu nach New York eingeschleppten Schabe Periplaneta japonica. DIese Exemplare wurden in Manhattan von einem Schädlingsbekämpfer entdeckt. © Lyle Buss/ University of Florida

Für die New Yorker brachte der Jahreswechsel eine eher unangenehme Nachricht: In ihrer Stadt breitet sich eine neue Schabenart rasant aus. Das aus Asien eingeschleppte Ungeziefer kommt dabei auch mit Schnee und kalten Wintertemperaturen problemlos klar – im Gegensatz zur heimischen Kakerlake, die nur in geheizten Räumen überlebt. Die Bewohner der Metropole müssen sich daher darauf einstellen, künftig auch beim Winterspaziergang im Park oder in den Straßen der Stadt den unbeliebten Krabblern zu begegnen.

Schaben sind im New York City nichts Neues. Schon seit Jahrzehnten bevölkert die Amerikanische Großschabe (Periplaneta americana) Wohnungen und Geschäftsräume in allen großen Städten der USA. Allerdings: Überleben kann die einst aus Asien eingewanderte Kakerlake nur in geheizten Räumen, sie bevorzugt es kuschelig warm und kann Kälte nicht vertragen. Die New Yorker musste also zumindest nicht befürchten, einem dieser lästigen Krabbler beim Winterspaziergang draußen zu begegnen.

Zufallsfund in Manhattan

Das aber hat sich jetzt geändert. Denn die Schabenbevölkerung New Yorks hat Zuwachs erhalten: Eine weitere Schabenart, Periplaneta japonica, breitet sich rasant in der Stadt aus. Entdeckt wurde sie 2012 durch einen Zufall: Ein Schädlingsbekämpfer wurde gerufen, um einen überdachten Übergang in Manhattan von Schaben zu befreien. Beim Beseitigen der toten Insekten wunderte er sich allerdings, weil diese anders aussahen als die ihm bestens bekannten heimischen Schaben. Er schickte daher einige Exemplare an die Schabenspezialisten Jessica Ware und Dominic Evangelista von der Rutgers University in New Jersey.

Die Forscher untersuchten die Morphologie der Schaben und führten, um ganz sicher zu gehen, auch einen DNA-Test durch. Doch es war klar: Diese in Manhattan gefundenen Schaben waren keine Einheimischen, sie gehörten zu der bisher nicht in den USA nachgewiesenen Art Periplaneta japonica. Noch ist nicht klar, wie diese Insekten aus Japan eingeschleppt wurden. Die Wissenschaftler vermuten aber, dass dies möglicherweise mit Zierpflanzen oder deren Erde passiert ist.

Hat in New York jetzt neue Konkurrenz: die Amerikanische Großschabe Periplaneta americana. © Eran Finkle / CC-by-sa 3.0

Einwanderer sind Schnee und Kälte gewöhnt

Für die New Yorker ist das keine gute Nachricht. Denn die aus dem Norden Japans stammenden Schaben sind hart im Nehmen, Kälte macht ihnen nicht viel aus. „Schon vor 20 Jahren haben japanische Kollegen herausgefunden, dass selbst die Jugendstadien dieser Schaben auch im Schnee überleben können“, erklärt Ware. Dank ihrer Winterhärte haben sie sich inzwischen auch in Korea und China verbreitet – und nun offensichtliche auch in den USA. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Schaben in New York auch den Winter draußen überleben können – an die warmen Innenräume sind sie ohnehin schon angepasst“, so Ware

Noch ist nicht klar, ob die neuen Einwanderer die heimischen Schaben verdrängen oder ob sich beide Konkurrenz machen werden und sich damit letztlich die Schabenpopulation auf dem gleichen Niveau wie zuvor einpendelt – nur eben anders zusammengesetzt. „Es ist noch zu früh, um das vorhersagen zu können“, erklären die Forscher. Sie halten es aber für möglich, dass beide sich Konkurrenz machen und daher die Menge des Ungeziefers in New York nicht unbedingt zunimmt. Eine Kreuzung beider Arten ist jedoch nicht möglich – ihre Genitalien passen nicht zueinander.

So oder so müssen sich die New Yorker aber künftig darauf einstellen, den lästigen Krabblern nicht nur in ihren Häusern zu begegnen, sondern auch auf der Straße oder im Park. „Ich kann mir gut vorstellen, dass die japanischen Schaben auch im Winter in der Stadt herumspazieren – ob sie allerdings mit dem schmutzigen New Yorker Schnee zurechtkommen, wird sich zeigen“, so Ware. Die Wissenschaftler halten es zudem für sehr wahrscheinlich, dass der Ungezieferzuwachs sich bald auch bis nach New Jersey hinein ausbreiten wird. „Denn sie sind sehr gut im heimlichen Trampen.“

(Journal of Economic Entomology / Rutgers University, 03.01.2014 – NPO)

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