Es gilt als eines der seltensten und gefährdetsten Säugetiere der Erde: Das Saola-Waldrind wurde erst 1992 entdeckt, seither hielt man es schon mehrfach für ausgestorben. Jetzt zeigen Aufnahmen einer Fotofalle: In einem Waldstück in Vietnam gibt es noch mindestens ein Exemplar dieser Huftierart. Es ist die erste Aufnahme eines wildlebenden Saolas seit 14 Jahren.
Eigentlich hielt man es für ausgeschlossen, dass es im 20. Jahrhundert noch unbekannte Säugetierarten auf der Erde gibt. Doch 1992 sorgte die Entdeckung eines zuvor unbekannten Huftieres in Vietnam für eine wissenschaftliche Sensation. Das Saola (Pseudoryx nghetinhensis), auch Vietnamesisches Waldrind genannt, lebt in den Regenwäldern an der Grenze zwischen Laos und Vietnam. Obwohl es äußerlich einer Antilope ähnelt, ist es enger mit den Rindern verwandt.
Erstes Foto von Wild-Exemplar seit 14 Jahren
Die Saola-Waldrinder sind so selten, dass immer wieder unklar war, ob diese Art noch existiert oder doch inzwischen ausgestorben ist. 2010 hatten Einheimische in Laos ein Exemplar gefangen, es starb jedoch kurz darauf. In freier Wildbahn aber gab es kaum dokumentierte Beobachtungen. Jetzt ist es der Naturschutzorganisation WWF erstmals seit 14 Jahren gelungen, ein wildlebendes Exemplar zu fotografieren. Es tappte in eine Kamerafalle, die im vietnamesischen Regenwald aufgestellt worden war.
„Als wir zum ersten Mal die Fotos aus der Kamerafalle sahen, konnten wir es kaum glauben. Das Saola ist so etwas wie der Heilige Gral unter den Tierarten Südostasiens“, sagt Stefan Ziegler WWF-Referent für die Region. Bis heute ist kaum etwas über die Lebensweise und die Zahl der noch existierenden Tiere bekannt. Die Wiederentdeckung sei ein positives Signal für die Zukunft der stark bedrohten Art, so Ziegler. Der WWF engagiert sich seit der Entdeckung der seltenen Hornträger-Art für deren Überleben.
Bedroht durch Rodungen und Wilderei
„Optimistische Schätzungen gehen von einigen hundert Saolas aus. Es könnten auch nur noch ganz wenige Individuen existieren“, befürchtet Ziegler. Der WWF versucht gemeinsam mit Wissenschaftler mehr über Populationsgröße und Lebensweise des Waldrindes herauszufinden, um die Schutzmaßnahmen verbessern zu können. Das Forschungsprojekt, durchgeführt vom WWF und den vietnamesischen Forstbehörden ist Teil eines Vorhabens, das den Artenreichtum in den Wäldern Südostasiens bewahren will.
Der Lebensraum des Waldrinds – die Annamiten-Region – erstreckt sich über die Grenzregion zwischen Laos und Vietnam. Während auf laotischer Seite vor allem der illegale Holzeinschlag den Lebensraum bedrohe, stellt Wilderei auf der vietnamesischen Seite ein Problem dar. Um das Saola vor dem Aussterben zu bewahren, wurde in den beiden Ländern ein Netz aus Schutzgebieten und Korridoren u.a. mit Mitteln der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) über die KfW Entwicklungsbank eingerichtet.
(WWF, 14.11.2013 – NPO)