Jetzt ist es wissenschaftlich nachgewiesen: Ungestörter Schlaf zu regelmäßigen Zeiten ist wichtig, besonders für Kinder. Britische Forscher belegten in einer im Journal „Pediatrics“ veröffentlichten Studie, dass ein gestörter Schlafrhythmus bei Kindern Verhaltensstörungen hervorrufen und verstärken kann.
Zahllose Eltern kennen das Problem: das Sandmännchen war schon da, aber der Nachwuchs will immer noch nicht schlafen. Genauso zahllose Kinder bekommen dann aufgezählt, wie krank sie werden, wenn sie nicht ins Bett gehen. Dass Schlafmangel ungesund ist und besonders Kinder ihren Schlaf brauchen, gilt als allgemein bekannt. Wie genau sich unregelmäßiges Schlafen und langes Wachbleiben bei Kindern auf das Verhalten auswirken können, haben Wissenschaftler vom University College London (UCL) nun untersucht.
Jetlag-ähnlicher Zustand
Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftler Daten von mehr als 10.000 Kindern. Die Datensätze stammen aus der britischen Millenium Cohort Study, die regelmäßig Daten von teilnehmenden Kindern der Geburtsjahrgänge 2000 – 2001 sammelt. Ausgewertet wurden die Schlafenszeiten der Altersstufen von drei, fünf und sieben Jahren, ergänzt durch Berichte von Müttern und Lehrern über problematisches Verhalten der Kinder.
Daraus ergab sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen Schlafenszeit und Verhalten. Yvonne Kelly vom UCL fasst den Effekt zusammen: „Das Fehlen fester Schlafenszeiten führt zu einem Jetlag-ähnlichen Zustand für Körper und Geist, und dies wirkt sich auch auf die gesunde Entwicklung aus.“ Unregelmäßiges Zubettgehen unterbricht den Tagesrhythmus und führt zu Schlafmangel, der die Entwicklung des Gehirns einschränkt. Wenn Kinder ohne feste Schlafenszeit aufwachsen, verschlimmern sich dadurch auch Verhaltensstörungen wie Hyperaktivität, soziale Probleme unter Gleichaltrigen und emotionale Schwierigkeiten. Daraus folgt laut Kelly, „dass Störungen des Schlafverhaltens, besonders in Schlüsselmomenten der Entwicklung, einen bedeutenden lebenslangen Einfluss auf die Gesundheit haben.“
Effekte sammeln sich an
Wie die Forscher erklären, können sich die Effekte eines unregelmäßigen Schlafrhythmus aufbauen und während der Kindheit ansammeln.“ Demnach haben es Kinder gänzlich ohne festen Rhythmus deutlich schwerer als solche, die wenigstens während eines Teils ihrer Kindheit zu regelmäßigen Zeiten schlafen gingen.
„Unsere Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass die Effekte umkehrbar sind“, führt Kelly aus. Wenn Kinder im Verlauf ihrer Entwicklung von einem unregelmäßigen zu einem festen Schlafrhythmus wechselten, besserte sich auch deren Verhalten. Der soziale Hintergrund wurde bei der Auswertung ebenfalls berücksichtigt. Kinder, die zu wechselnden Zeiten oder später als neun Uhr abends ins Bett gingen, kamen häufig aus sozial schwächeren Familien.
Kelly schlägt anhand der Studie vor, dass Krankenversicherungen auch Augenmerk auf Schlafstörungen legen. „Aufgrund der Bedeutung der frühen Kindesentwicklung […] bietet sich hier Gelegenheit, Familien bei der Entwicklung von Routinen zu unterstützen, mit einem möglichen Effekt auf die Gesundheit für das ganze Leben.“
(University College London, 14.10.2013 – akr)