Medizin

Giftiges Benzol in Babybrei und Karottensaft

Tests weisen Giftstoff in Baby-Karottenbrei von acht Herstellern nach

Karottensaft und Karottenbrei können Benzol enthalten. Schuld ist das Erhitzen im Glas. © SXC

Stichproben zeigen: Karottensäfte und Gläschen mit Karotten-Babybrei von namhaften Markenprodukten enthalten den giftigen Stoff Benzol. Das haben Untersuchungen im Auftrag des NDR Verbraucher- und Wirtschaftsmagazins „Markt“ ergeben. Benzol kann nachweislich Krebs auslösen. Betroffen sind neben Profdukten von HIPP und Schneekoppe auch das Nahrungsergänzungsmittel „Sanostol“.

Bereits im April 2013 hatten Tests des NDR-Verbrauchermagazins „Matkt“ giftiges Benzol in Erfrischungsgetränken nachgewiesen. Mit 2,0 bis 6,8 Mikrogramm Benzol pro Liter lagen manche Eistees und Limonaden deutlich über dem zulässigen Grenzwert für Trinkwasser von einem Mikrogramm pro Liter. Einen eigenen Grenzwert für Erfrischungsgetränke gibt es nicht, zur Orientierung gilt die Trinkwasserverordnung.

Erhitzen im Gläschen erzeugt Benzol

Jetzt haben neue Tests Benzol auch in Karottensäften und Karotten-Brei für Säuglinge das giftige Benzol entdeckt. Das von „Markt“ beauftragte Labor hat Benzol im Möhrensaft von Schneekoppe und im „Biosaft Reine Karotte“ von HIPP nachgewiesen, ebenso in Karottenbrei-Babygläschen von sieben verschiedenen Herstellern. Die Ursache: Karottensaft und Karottenbrei werden industriell erhitzt. Aus Vorstufen der Karotte entsteht Benzol. Da in geschlossenen Gefäßen erhitzt wird, kann es nicht entweichen. Nach der Abkühlung verbleibt es im Lebensmittel.

Bei Benzol kann schon die kleinste Menge gefährlich sein: „Benzol ist nachweislich eine krebserzeugende Verbindung, die bereits in äußerst niedriger Konzentration Krebs machen kann, beispielsweise eine Leukämie. Für solche Stoffe, die keine Grenzwerte haben, die keine Toleranzwerte haben, gilt das Minimierungsgebot“, warnt der Toxikologe Hermann Kruse. Das Unternehmen HIPP erklärt dagegen: Von dem Karottensaft gehe keine Gefahr für die Gesundheit aus. Man arbeite aber daran, die Spuren an Benzol weiter zu reduzieren. Und Schneekoppe antwortet „Markt“: Man trinke üblicherweise nur 200 Milliliter Möhrensaft am Tag. Daher sei die Benzolaufnahme als gering zu bewerten.

Regina Aschmann von der Verbraucherzentrale Bremen dagegen warnt: „Natürlich werden die Lebensmittel erhitzt, um keimfrei zu sein. Dann muss man nach anderen Erhitzungsmethoden suchen. Ich halte Benzol für bedenklich und erst Recht in Babynahrung. Es gibt kein empfindlicheres Lebewesen unter uns Menschen als Babies und Kleinkinder, und da gehören solche Schadstoffe einfach nicht hinein. Hier sind Gesetzgeber und Hersteller gefordert, dafür zu sorgen.“

Benzol auch im Multivitamin-Präparat

Auch das Nahrungsergänzungsmittel „Sanostol“ ist betroffen. Auf der Zutatenliste dieses Multivitamin-Präparats steht der Konservierungsstoff Natriumbenzoat. Er steht im Verdacht, das giftige Benzol zu bilden. Hersteller können nur freiwillig auf diesen Stoff verzichten, ein Verbot gibt es nicht. „Ich halte das nicht für akzeptabel. Es müsste eigentlich zu einem Verbot dieses Stoffes kommen. Grundvoraussetzung für Zusatzstoffe ist, dass sie gesundheitlich unbedenklich sind“, kritisiert die Verbraucherschützerin Regina Aschmann.

Die Vermarkter von „Sanostol“ schreiben an „Markt“, dass die Benzolmenge in der Atemluft um ein vielfaches höher sei. Trotzdem wolle man jede Möglichkeit prüfen, Natriumbenzoat als Konservierungsmittel zu ersetzen.

Mehr Informationen zum Test und zur Sendung

(NDR, 16.09.2013 – NPO)

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