Archäologie

Die Maya zerstückelten ihre Feinde

Archäologen finden ein 1.400 Jahre altes Massengrab in der Maya-Stadt Uxul

Reste zerstückelter Körper in einer Höhle in der Maya-Stadt Uxul. Auf dem Bild sind mehrere Schädel, Unterkiefer und Rippen zum Zeitpunkt der Ausgrabung zu sehen. © Nicolaus Seefeld / Uni Bonn

Ein Aufsehen erregender Fund: In der Maya-Stadt Uxul in Mexiko haben Forscher ein 1.400 Jahre altes Massengrab der Maya entdeckt. Spuren an den Knochen deuten darauf hin, dass die Opfer enthauptet und zerstückelt wurden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich bei den Opfern entweder um Kriegsgefangene oder aber um Adlige aus Uxul selbst handelt. Der Fund sei ein Beweis, dass die Maya nicht nur Menschenopfer brachten, sondern auch die Zerstückelung von Kriegsgefangenen und Gegnern praktizierten.

Dass die Maya mit ihren Feinden nicht gerade zimperlich umgingen, davon zeugen unter anderem Darstellungen von Kämpfen und Opfern in Maya-Ruinen. Jetzt haben Forscher der der Universität Bonn einen klaren Beweis dafür entdeckt, dass die im Tiefland von Mexiko und Guatemala lebenden Vertreter dieser Hochkultur tatsächlich ihre Feinde und Gefangenen nicht nur töteten, sondern auch zerstückelten. Belege dafür fanden sie in der alten Maya-Stadt Uxul an der Grenze zu Guatemala. Erst im letzten Jahr hatten die Archäologen hier das Grab eines Maya-Prinzen entdeckt.

Massengrab in altem Wasserspeicher

In einer rund 32 Quadratmeter großen künstlichen Höhle, die vormals als Wasserspeicher genutzt wurde, legten die Forscher die Skelette von 24 Menschen frei. „Abgesehen von der großen Anzahl der bestatteten Individuen fiel bereits während der Ausgrabung auf, dass sich die Skelette nicht mehr in ihrem ursprünglichen anatomischen Verbund befanden“, sagt der Archäologe Nicolaus Seefeld von der Universität Bonn, der das Massengrab entdeckte. Sämtliche Schädel lagen ohne eine Verbindung zum Rest der Körper im Höhleninnenraum verstreut, selbst der Großteil der Unterkiefer war von den Köpfen getrennt worden.

Dagegen fiel bei der genaueren Untersuchung auf, dass die Glieder von Beinen und Händen teils vollständig erhalten waren. „Diese Beobachtung schloss die Möglichkeit aus, dass es sich bei diesem Massengrab um eine sogenannte Sekundärbestattung handelte, bei der die Knochen von Verstorbenen an einem neuen Ort niedergelegt werden“, sagt Seefeld. Stattdessen deute das räumliche Muster der Knochen darauf hin, dass die Leichen der 24 Menschen enthauptet und zerstückelt wurden – möglicherweise direkt bei ihrem Tod. Denn bei einem Großteil der Toten fanden die Archäologen Anzeichen für ein gewaltsames Ende.

Enthauptet und zerstückelt

„So sind die beobachteten Beilspuren an den Nackenwirbeln ein deutlicher Hinweis auf Enthauptungen“, berichtet Seefeld. An einem weiteren Schädel zeigt der Stirnbereich einen unverheilten Schädelbruch, der vermutlich durch einen Keulenschlag verursacht wurde. Außerdem sind an zahlreichen Schädeln Schnittspuren von scharfen Gegenständen zu erkennen, die von Steinbeilen stammen könnten. „Die Entdeckung des Massengrabs beweist, dass die in der Maya-Kunst häufig dargestellte Zerstückelung von Kriegsgefangenen und Gegnern tatsächlich praktiziert wurde“, sagt Nikolai Grube.

Zeichen herausragender sozialer Stellung: Jadeeinlage am Schneidezahn eines Toten. Sie waren ein beliebter Körperschmuck bei den vorspanischen Maya, der aufgrund der Seltenheit des Rohstoffs sozial hochgestellten Personen vorbehalten war. Mit Steinwerkzeugen wurden kleine Aushöhlungen in den Zahn gebohrt und mit einem Stück Jade passgenau ausgefüllt. © Nicolaus Seefeld/ Uni Bonn

Aufgrund einer Lehmbedeckung sind die Knochen so gut erhalten geblieben, dass die Forscher bei 15 der insgesamt 24 Individuen Alter und Geschlecht bestimmen konnten. Demnach handelt es sich um dreizehn Männer und zwei Frauen, die zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 18 und 42 Jahre alt waren. Analysen von Zähnen und Knochen ergaben, dass einige der Verstorbenen zu Lebzeiten an Unterernährung litten und infolge von Karies einige Zähne verloren hatten.

Herkunft der Toten noch unklar

Einige der Toten allerdings verfügten über Zahneinlagen aus Jade – nicht gerade ein Zeichen für arme Leute. Die Wissenschaftler werten das als Zeichen für einen hohen sozialen Status der Toten. Noch ist nicht klar, ob es sich dabei um Kriegsgefangene aus einer anderen Maya-Stadt handelte, die in Uxul geopfert wurden, oder aber um Adlige aus Uxul selbst. Erst mit Hilfe der Isotopenanalyse wird sich klären lassen, ob die Toten Angehörige der lokalen Bevölkerung waren oder ob sie in einer anderen Region des Tieflands aufwuchsen.

Uxul liegt zwischen den großen Maya-Städten El Mirador im Süden und Calakmul im Nordosten. Beide Orte spielen eine zentrale Rolle in der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Maya-Kultur. Uxul wurde bereits 1934 entdeckt, blieb aber wegen seiner Abgeschiedenheit bis ins 21. Jahrhundert für die Forschung verschollen. Erst 2005 wurde der Ort von Forschern der slowenischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Bonn wiederentdeckt.

(Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 10.09.2013 – NPO)

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