Astronomie

Erdnaher Asteroid entpuppt sich als Komet

3552 Don Quixote verriet sich durch einen Schweif in Sonnennähe

Aufnahme des Erdbahnkreuzers 3552 Don Quixote © Kevin Heider / CC-by-sa 3.0

Manches ist nicht das, was es scheint – das gilt auch im All. Denn einer der größten bekannten erdnahen Asteroiden hat sich nun als aktiver Komet entpuppt. Der 19 Kilometer große 3552 Don Quixote verriet sich, als er am sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn plötzlich einen schwachen Schweif entwickelte. Diesen haben Astromomen nun im Weltraumteleskop Spitzer entdeckt, wie sie auf dem European Planetary Science Congress 2013 in London berichten.

Der Asteroid 3552 Don Quixote ist rund 19 Kilometer groß und gilt damit als der drittgrößte Erdbahnkreuzer. Seine Umlaufbahn führt den erst 1983 durch den Astronomen Paul Wild entdeckte Brocken in regelmäßigen Abständen nahe an der Erde vorüber – allerdings bisher in relativ großen Entfernungen. Im Vergleich zu anderen erdnahen Objekten tanzt der Asteroid allerdings aus der Reihe: „Don Quixote galt schon immer als Sonderling“, erklärt Joshua Emery von der University of Tennessee in Knoxville. „Sein Orbit bringt ihn zwar nah an der Erde vorbei, aber reicht auch weit bis hinter den Jupiter.“

Nur ein lange toter Komet?

Eine so exzentrische Umlaufbahn aber ist für einen Asteroiden eigentlich eher untypisch. Diese haben meist eher kreisförmige Bahnen um die Sonne. Anders dagegen Kometen: Ihre Orbits sind meist stark elliptisch oder sogar Hyperbeln. 30 Jahre lang gingen Astronomen daher davon aus, dass Don Quixote ein toter Komet sein könnte: ein Kometenkern, der sein gesamtes Eis und alle flüchtigen Bestandteile bereits ausgegast hat und daher nur noch aus Gestein besteht.

Tot deshalb, weil er dann selbst bei Annäherung an die Sonne keinen Schweif mehr ausbilden kann. Denn ein solcher Schweif entsteht, wenn sich die Oberfläche des zu einem Großteil aus Eis bestehenden Kometen erhitzt und er beginnt, Wasserdampf, Staub und Gase zu verlieren. Rund fünf Prozent aller erdnahen Objekte könnten nach Schätzungen von Astronomen solche toten Kometen sein.

Aufnahme der Koma von Don Quixote durch das Weltraumteleskop Spitzer. In der rechten Aufnahme wurde die Koma entfernt, um den schwachen Schweif sichtbar zu machen. © NASA/JPL-Caltech/ DLR/NAU

Schweif und Koma belegen Aktivität

Ein Astronomenteam um Emery und Michael Mommert von der Northern Arizona University wollte es im Falle von Don Quixote aber noch einmal genauer wissen. Sie nahmen sich daher noch einmal die Aufnahmen vor, die das Spitzer-Weltraumteleskop der NASA ab 2009 von der Himmelsregion gemacht hatte, in der der kosmische Brocken unterwegs war. Zu dieser Zeit befand sich Don Quixote im sonnennächsten Teil seiner Umlaufbahn. Und dabei entdeckten sie Überraschendes: Der vermeintlich tote Komet besaß einen Schweif und eine Koma – eine Gas- und Staubaureole um den festen Kometenkern.

„Durch das Spitzer-Teleskop konnten wir Koma und Schweif deutlich erkennen – was mit optischen Teleskopen von der Erde aus nicht möglich ist“, berichtet Emery. „Wir gehen daher nun davon aus dass Don Quixote nicht nur aus Gestein besteht, sondern noch eine Menge Eis enthält, darunter neben Wassereis auch Kohlendioxid oder Kohlenmonoxideis.“

Typische Merkmale eines Kometen: Koma, Schweif und ein vorwiegend aus Eis bestehender Kern. © Kelvinsong / CC-by-sa 3.0

Kometen als Wasserbringer?

Und Emery und seine Kollegen entdeckten noch etwas: In Vergleichsaufnahmen aus dem Jahr 2004, als Don Quixote in seiner Umlaufbahn nahe am sonnenfernsten Punkt war, fehlten Koma und Schweif – ein klares Zeichen, dass diese beiden Phänomene tatsächlich, wie bei Kometen typisch, erst durch die Sonnenwärme und die geladenen Teilchen des Sonnenwinds ausgelöst worden waren.

Diese Entdeckung bedeutet nicht nur, dass der Status von Don Quixote vom Asteroiden zum Kometen umgeändert werden muss. Es könnte auch ein Hinweis darauf sein, dass es noch sehr viel mehr unentdeckte Kometen unter den erdnahen Asteroiden gibt als bisher angenommen. Nach Ansicht der Astronomen belegt dies zudem, dass die Erde in der Vergangenheit immer wieder einmal auch von Kometen getroffen worden sein könnte – die einst möglicherweise sogar einen Teil des Wassers mit auf die Erde brachten. Immerhin enthält allein Don Quixote ihren Schätzungen nach rund 100 Milliarden Tonnen Wasser.

(University of Tennessee at Knoxville, 10.09.2013 – NPO)

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