Umwelt

Ozon und Feinstaub töten jährlich 2,5 Millionen Menschen

Luftschadstoffe gehören zu den größten Umweltrisiken für unsere Gesundheit

Sommersmog in Peking © HeroicLife / CC-by-sa 2.0 us

Feinstaub und bodennahes Ozon verursachen jedes Jahr mehr als 2,5 Millionen vorzeitige Todesfälle weltweit. Allein in Europa sterben 32.000 Menschen jährlich an ozonbedingten Krankheiten, gut 150.000 an durch Feinstaub ausgelösten Lungenleiden. Das hat ein internationales Forscherteam anhand umfangreicher Modellrechnungen ermittelt. Das Ergebnis belege, dass die vom Menschen emittierten Luftschadstoffe mit zu den größten Umweltrisiken für unsere Gesundheit gehören, warnen die Forscher im Fachmagazin „Environmental Research Letters“.

„Seit Beginn der industriellen Revolution haben menschliche Aktivitäten die Konzentrationen von Ozon und Feinstaub sowohl in den Städten als auch auf dem Land signifikant erhöht“, erklären Raquel Silva von der University of North Carolina in Chapel Hill und ihre Kollegen. Menge und Verteilung dieser Luftschadstoffe werden wiederum durch klimatische Bedingungen und auch den Klimawandel beeinflusst. So trägt beispielsweise eine stärkere Sonneneinstrahlung dazu bei, dass Sommersmog und damit bodennahes Ozon entsteht.

Gesundheitsschädlich – aber wie stark?

Schon seit einiger Zeit ist klar, dass Feinstaub und Ozon gesundheitsschädlich sind. Die feinen Staubpartikel können beispielsweise tief in Atemwege und Lunge eindringen und dort Entzündungen und Krebs auslösen. Wie viele Todesfälle weltweit aber auf diese Schadstoffe zurückgehen, dazu gab es bisher sehr abweichende Zahlen.

Um mehr Klarheit zu schaffen und auch um aufzuklären, wie stark der Klimawandel den negativen Effekt dieser Schadstoffe verstärkt, überprüften Silva und ihre Kollegen dies nun mit Hilfe einer Reihe von Simulationen. Sie ermittelten dabei die Belastung durch die anthropogene Emission von Ozon mit Hilfe von 14 verschiedenen gekoppelten Klima-Atmosphärenchemie-Modellen, die Belastung durch Feinstaub mit sechs Modellen. Die Wirkung auf die Gesundheit und die dadurch verursachten Todesfälle schätzten sie mit einem weiteren gängigen Modell dafür ab.

470.000 Tote durch Ozon, 2,1 Millionen durch Feinstaub

Das Ergebnis: „Aus dem Durchschnitt der 14 Modelle geht hervor, dass jedes Jahr 470.000 Menschen weltweit durch die Zunahme des bodennahen Ozons sterben“, berichten die Forscher. Für diese vorzeitigen Tode durch Atemwegserkrankungen gebe es zudem keinen unteren Grenzwert – also keine Konzentration, ab der das Ozon keinerlei Folgen hinterlässt. Am stärksten betroffen sind die dicht besiedelten Ballungsräume Indiens und Ostasiens, dort ereignen sich 68 Prozent der Todesfälle. In Europa sterben den Berechnungen nach jährlich mehr als 32.000 Menschen vorzeitig durch erhöhte Ozonwerte.

Für den Feinstaub ergaben die Berechnungen, dass dadurch weltweit jedes Jahr 2,1 Millionen Menschen mehr an Lungenkrebs und chronischen Atemwegserkrankungen sterben. Die meisten Todesfälle gibt es auch hier in den dicht besiedelten Regionen Ostasiens, Indiens und Südostasiens, aber auch Europas und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. In diesen Gebieten habe die Feinstaub-Belastung seit 1850 stark zugenommen, so die Forscher. In Europa sind rund 150.000 vorzeitige Todesfälle jährlich die Folge.

Folgen eher unter- als überschätzt

„Diesen Ergebnissen nach gehört die Luftverschmutzung zu einem der wichtigsten umweltbedingten Gesundheitsrisiken überhaupt“, erklärt Koautor Jason West von der University of North Carolina. Vermutlich habe man die tatsächlichen Folgen sogar noch unterschätzt, da nur Werte für Erwachsenen älter als 30 Jahren berücksichtigt wurden. Zudem schätzten die Modelle die Belastung vor allem für städtische Ballungsräume vermutlich eher etwas zu niedrig ein, weil sie kleinräumige Belastungsspitzen nicht erfassten.

Und noch etwas zeigten die Simulationen: Auch der Klimawandel trägt in einigen Regionen der Erde dazu bei, die Auswirkungen der Luftschadstoffe zu verstärken – wenn auch bisher nur wenig. Denn Temperatur, Niederschläge und Sonneneinstrahlung beeinflussen, wie viel Ozon in bodennahen Luftschichten entsteht und auch, ob Feinstaub schnell oder langsam ausgewaschen wird. Immerhin 1.500 Todesfälle durch Ozon könnten demnach jährlich auf das Konto des Klimawandels gehen, beim Feinstaub sind es 2.200. Die Abweichungen zwischen den Modellen waren allerdings in beiden Fällen sehr hoch, so dass der tatsächliche Einfluss des Klimawandels noch nicht gut abschätzbar sei, betonen die Forscher. ( Environmental Research Letters, 2013)

(IOP, 12.07.2013 – NPO)

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