Archäologen haben im Norden Israels einen überraschenden Fund gemacht: Sie stießen auf die steinernen Füße einer altägyptischen Sphinx, die einem der Erbauer der Pyramiden von Gizeh gewidmet war. Eine Inschrift nennt den Namen des vor mehr als 4.000 Jahren lebenden Pharaos Menkaure. Die Sphinx sei die bisher einzige, die diesem Pharao gewidmet sei – und die einzige je in der Levante gefundene Sphinx, berichten die Forscher.
Entdeckt wurde das Fragment der Sphinx in Tel Hazor, einer als Weltkulturerbe anerkannten Ausgrabungsstätte nördlich des Sees Genezareth. Zur Bronzezeit, rund 1.800 Jahre vor Christus lag hier eine ausgedehnte Siedlung der Kanaaniter. Rund 20.000 Menschen lebten damals dort und machten Hazor zur größten Stadt der gesamten Region. Hazor wird sowohl im Alten Testament der Bibel als auch in ägyptischen Schriften aus jener Zeit mehrfach erwähnt und war demnach damals ein wichtiger Handelsknotenpunkt zwischen Ägypten, Babylon und Kanaan.
Seit vielen Jahren führen Archäologen der Hebräischen Universität von Jerusalem in Hazor Ausgrabungen durch. Der Fund einer altägyptischen Sphinx mitten im alten Kanaan überraschte jedoch auch sie. In einer Trümmerschicht stießen sie auf den Sockel und die Vorderbeine der Sphinx. Zwischen den Füßen befand sich einen Inschrift in Hieroglyphen, in der der Name des Pharaos Menkaure genannt wird. Dieser Pharao lebte und herrschte im dritten Jahrtausend vor Christus über Ägypten. Es ist der Erbauer der dritten Pyramide von Gizeh. Auf der Sphinx heißt es als Lobpreisung des Herrschers: „Geliebter des Göttlichen, der ihm ewiges Leben gab“
In Heliopolis erschaffen, nach Kanaan transportiert
Wie die Archäologen um Amnon Ben-Tor von der Universität Jerusalem berichten, ist diese Sphinx die erste, die von diesem Pharao irgendwo in der Welt gefunden wurde. Daher sei das ein unerwarteter und bedeutender Fund. Die Forscher vermuten, dass die Sphinx einst in der altägyptischen Stadt Heliopolis nördlich des heutigen Kairo gefertigt wurde und eine Weile dort stand. Erst später muss sie dann nach Osten in die Stadt Hazor transportiert worden sein – möglicherweise als Geschenk an die dortigen Herrscher.
Enge Verbindungen zwischen Israel und Ägypten gab es unter anderem im zweiten Jahrtausend vor Christus, während der Herrschaft der Hyksos-Könige. Diese aus Vorderasien oder Kanaan stammenden Einwanderer hatten kurzzeitig Teile Ägyptens unter ihrer Herrschaft. Die Archäologen halten es aber auch für möglich, dass die Sphinx erst rund 300 Jahre später nach Hazor gelangte, als Kanaan unter ägyptischer Herrschaft stand.
(Hebrew University of Jerusalem, 10.07.2013 – NPO)