Ein gleich in zweierlei Hinsicht ungewöhnlicher Komet ist auf dem Weg ins innere Sonnensystem: Das C/ISON getaufte Objekt wurde erst letztes Jahr entdeckt und könnte im November 2013 der Sonne so nahe kommen, dass er dies nicht überlebt. Zuvor aber könnte er für ein spektakuläres Himmelsschauspiel sorgen und zum „Jahrhundertkomet“ werden. Das Hubble-Weltraumteleskop hat jetzt das bisher klarste Bild dieses Kometen im Anflug geliefert.
Viele der Kometen, die das innere Sonnensystem durchfliegen, sind quasi Stammgäste: Ihre Flugbahn führt sie in großen Abständen immer wieder an der Sonne vorbei. Daher sind viele von ihnen schon mindestens einmal beobachtet worden und somit bekannt. Anders der Komet C/ISON. Er wurde erst im September 2012 entdeckt, als er bereits fast die Jupiterbahn erreicht hatte. Ungewöhnlich an ihm: Schon in dieser relativ großen Entfernung von der Sonne hatte er einen gut sichtbaren Schweif aus verdampfenden Gasen und Staub entwickelt. Dies passiert bei Kometen, die nahe an der Sonne vorbeifliegen normalerweise erst wenige Stunden vor ihrer größten Annäherung.
„Frischer“ Komet auf seinem ersten Besuch
Astronomen gehen daher davon aus, dass dieser Komet zum ersten Mal das innere Sonnensystem passiert. „Als erstmaliger Besucher bietet der Komet C/ISON den Astronomen eine seltene Chance, einen frischen, seit Entstehung des Sonnensystems konservierten und daher fast unveränderten Kometen zu beobachten“, erklärt Teamleiter Jian-Yang Li vom Planetary Science Institute in Tucson. „Die große Helligkeit, die dieser Komet entwickeln wird, wenn er sich der Sonne nähert, wird viele wichtige Messungen ermöglichen, die bei den meisten anderen Kometen nicht machbar sind.“
Aber auch ohne Messinstrumente könnte der Komet für ein Himmelsschauspiel der besonderen Art sorgen. Astronomen erwarten, dass er noch heller am Himmel sichtbar sein wird, als der Komet Pan-STARRS im März dieses Jahres. Er könnte mit bloßem Auge sogar tagsüber zu sehen sein und zum „Kometen des Jahrhunderts“ werden.
Übersteht er die Sonnenpassage?
Erste Hinweise auf die Beschaffenheit und Struktur des Kometen C/ISON liefert die neue Aufnahme des Hubble Weltraumteleskops. Sie zeigt den Kometen zu einem Zeitpunkt, als er gerade die Jupiterbahn passiert hatte. Vorläufigen Messungen zufolge ist der eisige Kern des Kometen gerade einmal sechs Kilometer groß. Weil das Sonnenlicht bereits jetzt seine Oberfläche erwärmt, ist seine Koma, die aus Gas und Staub bestehende Hülle, aber 5.000 Kilometer groß. Sein Staubschweif erstreckt sich bereits über mehr als 92.000 Kilometer, wie die Astronomen berichten. Sie entdeckten zudem einen Jet, eine Fontäne aus verdampfendem Material, der vom Kern aus rund 3.760 Kilometer weit in Richtung Sonne reicht.
Der kleine Kern des Kometen macht seine Passage besonders spannend. Denn er wird am 28. November die Sonnenoberfläche in nur gut eine Million Kilometer Entfernung überfliegen. Ob er dies überstehen wird oder komplett dabei verdampft, ist zurzeit noch unklar.
(PSI, NASA/STScI, 25.04.2013 – NPO)