Plastikmüll ist nicht mehr länger nur ein Problem in den Ozeanen – auch die Großen Seen Nordamerikas sind inzwischen stark mit mikroskopisch kleinen Kunststoffpartikeln belastet. US-Forscher haben dort sogar knapp ein Viertel höhere Konzentrationen dieser schädlichen Reste gefunden als im Südatlantik. Für Fische und viele kleinere Wassertiere könnte dieser Plastikmüll eine tödliche Gefahr bedeuten, warnen die Forscher auf dem Jahrestreffen der American Chemical Society (ACS) in New Orleans.
„Die Produktion von Kunststoffen und ihre unsachgemäße Entsorgung hat Plastikmüll zu einem massiven Umweltproblem an Stränden und in den Meeren weltweit gemacht“, erklärt Lorena Rios Mendoza von der University of Wisconsin in Superior. Die Produktion sei seit den 1980er Jahren um 500 Prozent gestiegen. Die teilweise zu mikroskopisch kleinen Partikeln erodierten Reste von Kunststoffprodukten wie Plastiktüten, Verpackungsmaterial und Plastikflaschen, aber auch Pellets, die als Rohmaterial für die Erzeugung solcher Produkte verschifft werden, gelangen immer häufiger in die Umwelt. Aus Alltagsprodukten wie Peelings, Zahnpasta oder synthetischen Textilien werden mit dem Abwasser ebenfalls viele Plastikpartikel in Flüsse und Meere gespült.
Das Problem: Größere Plastikstücke können für Vögel und Fische zu Todesfallen werden, wenn diese sich darin verfangen. Die mikroskopisch kleinen Partikel und viele chemische Abbauprodukte der Kunststoffe dagegen werden von verschiedensten Organismen mit dem Wasser und der Nahrung aufgenommen. Sie gehen dann oft daran zugrunde oder werden schleichend vergiftet.
1.700 Partikel pro Quadratmeile
Jetzt zeigt sich, dass das Plastikmüll-Problem keineswegs auf die Ozeane beschränkt ist: Auch die Großen Seen in Nordamerika, die größte Ansammlung von Süßwasserseen weltweit, sind ebenfalls betroffen. Das zeigte sich, als Rios Mendoza und ihr Team erstmals Wasserproben aus den Großen Seen auf ihre Kontamination mit Kunststoffpartikeln hin untersuchten. Sie fanden darin 24 Prozent mehr Mikroplastik als in Proben aus dem südlichen Atlantik. Zwischen 1.500 und 1.700 Partikel zählten die Forscher pro 2,5 Quadratkilometer – also einer Quadratmeile. 85 Prozent der Teilchen seien dabei weniger als fünf Millimeter groß gewesen, berichten sie.
„Das Hauptproblem bei Plastikteilchen dieser Größe ist seine gute Verfügbarkeit: Süßwassertiere können sie leicht mit Nahrung verwechseln und herunterschlucken“, erklärt Rios Mendoza. Zudem erhöht die geringe Größe der Partikel ihre Oberfläche, so dass giftige Chemikalien, darunter auch Weichmacher und andere hormonell wirksame Substanzen, sich leichter im Wasser lösen. Noch sei nicht klar, ob diese Stoffe über Nahrungskette letztlich auch in der menschlichen Nahrung landen. Umso bedenklicher sei die Erkenntnis, dass mittlerweile auch Gewässer wie die Großen Seen stark mit diesen Plastikpartikeln verseucht seien.
(American Chemical Society, 10.04.2013 – KBE)