Medizin

Mediziner warnen vor Vitamin-D-Mangel

Durch den langen dunklen Winter leiden viel Patienten an Knochenschmerzen

Schon kurze Sonnenbäder helfen einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen. Übertreiben sollte man es allerdings nicht. © SXC

Der Winter in Deutschland war lang und sonnenlos. Das merken auch Ärzte: „In unsere Praxen kommen derzeit auffallend viele Patienten mit unklaren Knochen- oder Muskelschmerzen“, sagt Detlef Moka, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Nuklearmediziner. Doch viele leiden gar nicht unter Rheuma oder entzündlichen Gelenkerkrankungen, wie zunächst befürchtet. Immer häufiger sind die Beschwerden Folge eines schweren Vitamin-D-Mangels – Resultat einer anhaltenden Unterversorgung mit direktem Sonnenlicht.

Unser Körper bildet Vitamin D, sobald UVB-Strahlung auf die menschliche Haut einwirkt. „Wir machen Patienten mit Vitamin-D-Defiziten daher zuerst auf die Möglichkeit aufmerksam, gesunde Sonnenbäder zu nehmen“, sagt Moka. „Wer sich in den Monaten März bis September zwei bis drei Mal pro Woche für fünf bis 30 Minuten mit Gesicht und Armen oder Beinen der direkten Sonne aussetzt, hat keine Schäden zu befürchten und baut ausreichend Vitamin D, auch für einen sonnenarmen Winter, auf.“ Die konkrete Dauer der Sonnenexposition hängt dabei vom Hauttyp und vom Alter des Patienten ab. Eine Alternative stellen Kurzbesuche in modernen Solarien dar.

Nur 20 Prozent über die Nahrung

Die Vitamin-D-Zufuhr über die Nahrung ist weitaus schwieriger. „Wir können höchstens 20 Prozent unseres täglichen Vitamin-D-Bedarfs über Lebensmittel decken“, erläutert Moka. Zu den Lebensmitteln mit hohen Vitamin-D-Konzentrationen zählen neben Pfifferlingen und Champignons vor allem Fische wie Lachs, Makrele und Hering. Ist es nicht möglich, den Bedarf über Sonnenlicht und Ernährung zu decken, können Betroffene Vitamin D in Form von Tabletten, Kapseln oder öligen Tropfen zusetzen.

Ist der Mangelzustand sehr gravierend, helfen hoch dosierte Spritzen, entleerte Speicher kurzfristig wieder aufzufüllen. „Treten nach einem langen und sonnenlosen Winter unklare Knochenschmerzen auf, sollten Betroffene und behandelnde Ärzte immer auch an einen Vitamin-D-Mangel denken und dies abklären lassen“, empfiehlt Moka.

Symptome im ganzen Körper

Ein Mangel liegt medizinisch gesehen vor, wenn weniger als 25 Nanomol pro Liter Vitamin D im Blut gemessen wird. Die Symptome eines schweren Mangels, bei weniger als 10 Nanomol pro Liter können den ganzen Körper erfassen. Es kommt zu Müdigkeit, verlangsamtem Denken, Depression, Muskelschwäche und -krämpfen. Auch werden Schmerzen in den Knien und im Rücken, Schlafstörungen, Hautprobleme, erhöhte Anfälligkeit für Infekte, Knochenbrüche, Überfunktionen der Nebenschilddrüse, Osteoporose und schmerzhafte Knochenerweichung beschrieben.

Hausärzte schicken Patienten, die unter unklaren Knochenschmerzen leiden, häufig zu einem Nuklearmediziner. Er soll beispielsweise durch eine Skelettszintigrafie klären, ob es sich um eine krankhafte Knochenveränderung handelt. Liegen keine szintigrafisch fassbaren Knochenveränderungen vor, nimmt der Nuklearmediziner eine Blutprobe ab, die er in seinem Labor analysiert. „Durch den Bluttest stoßen wir häufig auf einen ausgeprägten Vitamin-D-Mangel“, berichtet Moka. Eine Studie die der Arzt mit 2500 Patienten in seiner Praxis durchgeführt hat belegt, dass 35 Prozent aller deutschstämmigen Patienten unter einem Vitamin-D-Mangel leiden. Bei Patienten mit Migrationshintergrund beträgt dieser Anteil sogar 65 Prozent.

(Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 03.04.2013 – KBE)

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