Medizin

Vitamin D: Zu viel löst Nahrungsmittelallergien aus

Nehmen Schwangere Vitamin D-Tabletten, leiden ihre Kinder später häufiger unter einer Allergie

Nicht zum Nachmachen empfohlen: Schwangere sollten auf die zusätzliche Einnahme von Vitamin D verzichten. © André Kuenzelmann (UFZ) / CC-by-sa 3.0

Noch ein Grund, auf Vitamin- und Mineraltabletten lieber zu verzichten: Auch das für den Knochenaufbau nötige Vitamin D hat schädliche Nebenwirkungen, wenn es zusätzlich zur Nahrung eingenommen wird. Nehmen es schwangere Frauen, erhöht sich das Risiko, dass ihr Kind nach der Geburt eine Nahrungsmittelallergie entwickelt. Das berichten deutsche Forscher im Fachmagazin „Allergy“. Sie empfehlen allen Schwangeren: Hände weg von den Vitamintabletten.

Vitamin D hat eigentlich einen guten Ruf: Es stärkt die Knochen, schützt gerade in der kalten Jahreszeit vor Infektionen und unterstützt das Nerven- und Muskelsystem. Insbesondere in der Prävention und Therapie von Rachitis wird es weltweit seit rund 50 Jahren bei Säuglingen und Kleinkindern eingesetzt. In jüngster Zeit jedoch hinterfragen wissenschaftliche Untersuchungen zunehmend die positive Sicht auf das „Knochen-Vitamin“. Ende der 1990er Jahre wurde erstmals auf den Zusammenhang zwischen einem hohen Vitamin-D-Spiegel und der Entstehung von Allergien aufmerksam gemacht.

Deutlicher Zusammenhang in Mutter-Kind-Studie

Kristin Weiße vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig und ihre Kollegen von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg haben nun genauer untersucht, ob der Vitamin-D-Spiegel der werdenden Mutter das Allergierisiko des Kindes beeinflusst. Dafür werteten die Forscher Daten von 622 Müttern mit ihren 629 Kindern aus, die im Rahmen einer seit 2006 laufenden Langzeitstudie erhoben worden waren. Gemessen wurde der Vitamin-D-Spiegel zum einen im Blut der schwangeren Mütter und zum anderen im Nabelschnurblut der geborenen Kinder. Daneben wurde über Fragebögen das Auftreten von Nahrungsmittelallergien bei den Kindern in den ersten beiden Lebensjahren erfasst.

Das Ergebnis: Wird bei werdenden Müttern ein niedriger Vitamin-D-Spiegel im Blut nachgewiesen, dann treten bei ihren Kindern Nahrungsmittelallergien seltener auf als bei werdenden Müttern mit einem hohen Vitamin-D-Spiegel. In der Umkehrung bedeutet das: Ein hohes Vitamin-D-Niveau bei Schwangeren trägt zu einem erhöhten Risiko für die ungeborenen Kinder bei, im Kleinkindalter an einer Nahrungsmittelallergie zu erkranken. Zudem zeigen die Kinder einen erhöhten Wert an spezifischem Immunglobulin E gegenüber Nahrungsmittelallergenen wie Hühnereiweiß, Milcheiweiß, Weizenmehl, Erdnuss oder Sojabohne.

Vitamin hemmt regulatorische Zellen

Außerdem fanden die Wissenschaftlerinnen einen Hinweis auf den Mechanismus, der der Allergie auslösenden Wirkung des Vitamins zugrunde liegen könnte. UFZ-Forscherin Gunda Herberth schaute sich die Immunantwort der betroffenen Kinder genauer an und analysierte vor allem regulatorische T-Zellen im Nabelschnurblut. Diese Zellen können eine Überreaktion des Immunsystems auf Allergene verhindern und damit vor Allergien schützen. Gibt es zu wenig dieser regulatorischen T-Zellen im Nabelschnurblut steigt das Risiko für Allergien.

Und genau das zeigte sich in der aktuellen Untersuchung: Je mehr Vitamin D im Blut von Mutter und Kind zu finden war, umso weniger regulatorische T-Zellen waren nachweisbar. So könnte der gefundene Zusammenhang bedeuten, dass ein Zuviel an Vitamin D die Entwicklung von regulatorischen T-Zellen unterdrückt und damit das Allergierisiko steigert.

Auch wenn die Entstehung von Nahrungsmittelallergien bei weitem nicht einzig und allein vom Vitamin-D-Spiegel abhängt, sei es doch wichtig, diesen Faktor zu berücksichtigen, erklären die UFZ–Forscher. Sie würden Schwangeren eher nicht empfehlen, Vitamin D-Ergänzungspräparate einzunehmen. „Basierend auf unseren Daten kann ein Zuviel an Vitamin D letztlich das Risiko erhöhen, dass die Kinder im Laufe der ersten beiden Lebensjahre eine Nahrungsmittelallergie entwickeln.“ (Alergy, 2013; doi: 10.1111/all.12081)

(Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), 27.02.2013 – NPO)

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