Medizintechnik

Künstliche Haut soll Kindern mit Verbrennungen helfen

Forscher entwickeln Trägermatrix, die Hautzellwachstum im Labor erleichtert

Nahaufnahme menschlicher Haut (Felderhaut) © XenonR / CC BY-SA 2.0

Züricher Forscher haben eine künstliche Haut entwickelt, die Brandopfern transplantiert werden soll. In Tierversuchen hätten sie bis jetzt vielversprechende Ergebnisse erzielt, so die Mediziner. Der Schritt aus dem Labor hin zu den Patienten steht kurz bevor, denn im kommenden Jahr beginnen die Forscher die klinischen Studien mit der „Laborhaut“. Zu deren Durchbruch hatte die Entwicklung einer speziellen Trägersubstanz geführt, die die Züchtung der hautähnlichen Zellen im Labor deutlich erleichtert. Denn eines der Probleme bei der Hautzüchtung sei die geringe Wachstumsgeschwindigkeit – nur etwa ein Quadratzentimeter pro Tag – gewesen.

Der Weihnachtsbaum kann gefährlich werden: Zwar sind echte Kerzen gemütlich und weihnachtlich, dennoch birgt die offene Flamme oft Gefahren. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) warnt deshalb zum „Tag des brandverletzten Kindes“: „Winterzeit ist Verbrennungszeit“. Denn Feuerwerkskörper, Kerzenflammen, Kaminfeuer und Heißgetränke kommen vor allem in der kalten Jahreszeit zum Einsatz. Zwar seien Unfälle mit Verbrennungsfolgen vermeidbar, meint Karin Rothe, Direktorin der Klinik für Kinderchirurgie an der Berliner Charité, dennoch gibt es von Jahr zu Jahr Verbrennungsunfälle mit Kindern. Im Extremfall können dann nur noch Hauttransplantate das Leben der schwer verletzten Kinder retten.

Lebenslang Operationen notwendig

„Haben sich Kinder erst einmal verbrannt, steht ihnen meist ein langer Leidensweg bevor“, sagt Rothe. Denn verbrannte Haut vernarbt und wächst mit dem Kind nicht mit. Oberhauttransplantate retteten zwar bisher oft das Leben von Schwerverletzten, aber sie machten bislang mehr als 70 Operationen bis ins Erwachsenenalter notwendig. Bisher erzielten Ärzte bei brandverletzten Patienten die besten Ergebnisse, wenn gesunde patienteneigene Vollhaut beispielsweise von den Fußsohlen transplantiert wurde. Denn diese Vollhaut bildet nur sehr selten überschießende Narben. Sie steht aber naturgemäß nur begrenzt und für kleinere Flächen zur Verfügung. Was fehlt, ist ein im Labor gezüchteter Vollhautersatz, der ähnlich gut vertragen wird wie die eigene Haut.

Könnten die Experten Haut beliebig nachzüchten, wäre immer ausreichend Haut zur Wunddeckung verfügbar. Bis dahin aber muss Haut in mühevoller Kleinstarbeit in der Petrischale gezüchtet und anschließend verpflanzt werden. „Pro Quadratzentimeter verbrannter Haut brauchen wir dafür etwa einen Tag“, sagt Clemens Schiestl, Leiter des Zentrums für brandverletzte Kinder am Kinderspital Zürich. Doch jetzt ist es den Schweizer Forschern gelungen, Zellen der Unter- und Oberhaut in einer biologischen Struktur zu züchten und zu transplantieren, die dem Aufbau der Haut sehr nahe kommt. Diese Innovation könnte die Lebensqualität tausender Patienten zukünftig verbessern.

Trägermatrix bringt Durchbruch

Schon seit 20 Jahren suchen Forscher im Kinderspital Zürich nach Wegen, die so genannte „Laborhaut“ zu verbessern. „Der Durchbruch zur wirklichen Weiterentwicklung von Hauttransplantaten aus dem Labor wurde schließlich mit der Entwicklung einer Trägersubstanz erzielt.“ Dies allein habe fünf Jahre gedauert, so Schiestl. Die Matrix ermögliche es nun, Zellen der Unter- und Oberhaut zu züchten und zu transplantieren, so dass sie eine stabile und gut aufgebaute Haut ergeben.

Zusammen mit Wissenschaftlern aus Berlin und Amsterdam haben die Schweizer Experten aufwendige Studien geplant, die von der EU mit sechs Millionen Euro gefördert werden. „Schon im kommenden Jahr können wir endlich den wichtigen Schritt heraus aus dem Labor hin ans Krankenbett vollziehen und bald das Leiden vieler Patienten lindern“, freut sich Schiestl. Denn 2013 wird die neuartige Laborhaut erstmals in Zürich bei verbrannten Kindern aufgelegt. In Tierversuchen habe das bisher sehr gut geklappt, so der Mediziner und erklärt: „Wir hoffen, dass wir schon bald diese lebensrettende und elastische Haut standardmäßig einsetzen und den Kindern so einen langen Leidensweg ersparen können.“

(Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie, 12.12.2012 – KBE)

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