Der König der Tiere verliert rapide seinen Lebensraum: In den Savannen Afrikas haben Löwen drei Viertel ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets eingebüßt. Das zeigt die aktuelle Erhebung eines Forscherteams. In ganz Afrika gebe es nur noch 67 voneinander isolierte Gebiete, in denen nennenswerte Löwenpopulationen erhalten geblieben sind. Von diesen seien viele zu klein, um auf Dauer ohne Inzucht und andere Probleme zu überleben, warnen die Wissenschaftler im Fachmagazin „Biodiversity and Conservation“.
Auf dem gesamten Kontinent gebe es nur 15 Gebiete, in denen mehr als 500 Löwen lebten – die Anzahl, die als Voraussetzung für langfristig stabile Populationen gilt. Da sich jede Population genetisch leicht von den anderen unterscheidet, verringert jeder Verlust die genetische Vielfalt der gesamten Art. Die genauen Verbreitungsgebiete der insgesamt rund 32.000 Löwen Afrikas haben die Forscher jetzt erstmals in einer Karte zusammengefasst.
„Die traurige Realität ist, dass von einem Gebiet ein Drittel größer als die USA nur noch 25 Prozent übrig geblieben sind“, sagt Seniorautor Stuart Pimm von der Duke University. Die Savanne – der Lebensraum der Löwen – ist nach den Berechnungen der Forscher in den letzten 50 Jahren von ursprünglich 13,5 Millionen Quadratkilometer auf 9,7 Millionen Quadratkilometer geschrumpft. Ein Großteil wurde vom Menschen in Ackerland umgewandelt und ist damit für die Löwen und ihre Beutetiere verloren. Viele der verbleibenden Savannengebiete seien zudem zu klein und isoliert, um größere Löwenpopulationen ernähren zu können, sagen die Wissenschaftler. Letztlich bleibe dem König der Tiere dadurch nur noch ein zerstückeltes Verbreitungsgebiet von rund 3,4 Millionen Quadratkilometern. Da die Bevölkerungsdichte in Afrika weiter zunehme, werde dieser für Löwen geeignete Lebensraum in den nächsten 40 Jahren zudem weiter signifikant schrumpfen.
Bedrohte Bestände vor allem im Westen Afrikas
Stabile, wachsende Bestände gibt es nach Angaben der Forscher nur in den großen Naturschutzgebieten – vor allem im Osten und Süden Afrikas. Dort leben der aktuellen Erhebung nach 24.000 Löwen. „Die Tiere in diesen Parks sind gewöhnlich sehr gut geschützt und kommen in ausreichender Zahl vor“, schreiben Jason Riggio von der Duke University und seine Kollegen. Anders sei es dagegen in West- und Zentralafrika. Dort gebe es nur noch 500 Löwen, verteilt auf acht voneinander getrennte Gruppen. Der Rückgang dort sei dramatisch und Schutzmaßnahmen seien dringend erforderlich, um diese Populationen zu retten.
„Während die Löwen in Ost- und Südafrika Milliarden von Touristendollars in die Regionen bringen und die Regierungen entsprechend in den Schutz dieser Tiere investieren, ist dies in Westafrika noch nicht der Fall“, sagt Philipp Henschel von der Tierschutzorganisation Panthera. Dort spreche man den Löwen nur wenig wirtschaftliche Bedeutung zu und tue daher noch wenig für deren Erhaltung. „Die Regierungen in diesen Regionen benötigen nachhaltige Hilfe aus dem Ausland, um lokale Schutzmaßnahmen in Gang zu bringen“, meint Henschel.
Für ihre Studie hatten die Forscher zunächst mit Hilfe von Satellitenbildern die Ausdehnung der Savannengebiete ermittelt und dies mit älteren Daten verglichen. Zusätzlich kartierten sie Schutzgebiete, Bereiche, in denen die Jagd auf Löwen freigegeben ist und andere Formen der Landnutzung. Für alle Gebiete berücksichtigten sie zudem die durchschnittliche Bevölkerungsdichte. Daten zum Stand der Löwenpopulationen entnahmen sie drei verschiedenen kontinentweiten Berichten und führten zusätzlich eigene Erhebungen durch (doi: 10.1007/s10531-012-0381-4).
(Biodiversity and Conservation, 06.12.2012 – NPO)