Die Dinosaurier entstanden vermutlich schon früher als bisher gedacht. Darauf deutet der Fund des ältesten bekannten Fossils einer solchen Urzeitechse in Tansania hin. Die 243 Millionen Jahre alten Relikte bestehen aus einem Oberarmknochen und sechs Wirbeln und stammen von dem gut hundegroßen Ur-Dinosaurier Nyasasaurus parringtoni. Dieser habe rund 10 bis 15 Millionen Jahre früher gelebt als alle bisher bekannten Vertreter dieser Tiergruppe.
Das Fossil belege damit erstmals, dass es Dinosaurier – oder einen sehr engen Verwandten von ihnen – bereits in der mittleren Trias gab, berichtet das internationale Paläontologenteam im Fachmagazin „Biology Letters“. Der Fund des Fossils in Afrika deute zudem darauf hin, dass die ersten Dinosaurier ursprünglich auf dem südlichen Teil des Urkontinents Pangäa entstanden – aus diesem bildeten sich später die Landmassen Afrikas, Südamerikas, Australiens und der Antarktis.
„Seit 150 Jahren vermutet man, dass es auch im mittleren Trias schon Dinosaurier gegeben haben könnte, aber es fehlten bisher eindeutige Nachweise“, sagt Erstautor Sterling Nesbitt von der University of Washington in Seattle. Zwar seien Fußabdrücke aus dieser Zeit entdeckt worden, die von den Urzeit-Echsen stammen könnten, aber man habe nicht ausschließen können, dass andere Tiere diese hinterlassen hatten.
Die frühesten eindeutigen Dinosaurierfossilien stammen erst aus der späten Trias, der Zeit vor rund 230 Millionen Jahren. Damals aber existierten bereits zahlreiche Arten dieser Urzeitechsen in verschiedenen Regionen der Erde. Bisher sei daher unklar geblieben, ob die Dinosaurier tatsächlich erst in der späten Trias entstanden und sich dann explosionsartig ausbreiteten, sagen die Forscher. Jetzt zeige sich, dass ihre Entwicklung doch früher begann und dafür wahrscheinlich etwas langsamer ablief.
Gefunden und dann vergessen
Entdeckt wurden die Knochen des Nyasasaurus parringtoni bereits in den 1930er Jahren in der Nähe des auch als Lake Nyasa bekannten Malawisees in Tansania. Zwar hatte ein Paläontologe in den 1950er Jahren schon damit begonnen, das im Südafrika-Museum in Kapstadt aufbewahrte Fossil näher zu untersuchen. Seine Beschreibung wurde aber nie veröffentlicht und das Fossil geriet in Vergessenheit. „Erst jetzt, 80 Jahre später, holen wir es wieder ans Licht“, sagt Nesbitt.
Aus den Abmessungen des Oberarmknochens und der sechs fossilen Wirbel schließen die Paläontologen, dass Nyasasaurus parringtoni eine Schulterhöhe von rund einem Meter hatte und mit Schwanz zwei bis drei Meter lang war. Er wog zwischen 20 und 60 Kilogramm – etwa so viel wie ein großer Hund.
Bei näherer Untersuchung der Knochen fanden die Forscher mehrere Merkmale, die für frühe Dinosaurier typisch sind. Der Armknochen weise einen charakteristischen Grat auf, an dem einst die kräftigen Muskeln des Tieres ansetzten. Zudem sei das Knochengewebe von ungeordnet erscheinenden Hohlräumen durchsetzt, was ein schnelles Wachstum anzeige. „Das Knochengewebe ist damit genauso, wie wir es für ein Tier an der Basis des Dinosaurier-Stammbaums erwarten würden“, sagt Nesbitt (doi:10.1098/rsbl.2012.0949).
(Biology Letters, 05.12.2012 – NPO)