Dem Klimaschutz läuft die Zeit davon. Bestimmte Klimaziele, wie die Begrenzung der globalen Erwärmung auf nur zwei Grad Celsius seien nur noch kurze Zeit möglich, berichtet Klimaphysiker Thomas Stocker jetzt im Fachmagazin „Sienceexpress“. Die noch gangbaren Emissionspfade hat der Forscher jetzt erstmals in einer Darstellung zusammengestellt. Erhöhen sich die CO2-Emissionen demzufolge weiter wie bisher, gibt es kein Zurück mehr. Die Klimaziele könnten dann nicht mehr erreicht werden.
Das Zwei-Grad-Klimaschutz-Ziel gilt als die Erwärmung, bis zu der die Klimafolgen noch weitgehend verträglich ab gepuffert werden können. Aber auch eine globale Erhöhung der Temperaturen um zwei Grad hätte bereits unangenehme Folgen: Neben Gletscherschmelze, dem Anstieg der Meeresspiegel, erhöhten Niederschlägen mit Überschwemmungen und Hochwassern prognostizieren Klimaforscher auch einen generellen Anstieg der Luftfeuchtigkeit, langanhaltende Hitzewellen, eine Zunahme von Wirbelstürmen sowie einen Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion aufgrund der Veränderten Bedingungen. Alles Faktoren die, neben den sich verändernden Infektionsrisiken, Mensch und Tier direkt betreffen. Um ein weiteres Eskalieren dieser Folgen zu verhindern, wurde 2009 das Zwei-Grad-Ziel zum ersten Mal auf dem Klimagipfel in Kopenhagen verhandelt. Seither sind die CO2-Emissionen aber weiter gestiegen.
Bald gibt es kein Zurück
„Dass gewisse Klimaziele bei weiterem CO2-Ausstoß nicht mehr zu erreichen sind, weiß man schon lange“, sagt Stocker. „Aber gerade in Klimaverhandlungen findet diese fundamentale Information wenig Beachtung, weil bisher ein einfaches und einprägsames Bild davon fehlte.“ Deshalb veranschaulicht er die Szenarien jetzt anhand eines stark vereinfachten sogenannten Emissionspfads: Dieser geht für einige Jahre von einem „Business-as-usual“-Szenario aus, dem danach weltweite und langfristige CO2-Emissionsreduktionen folgen.
Zwar seien immer komplexere Klimamodelle und detaillierte Emissionsszenarien notwendig. Eine zunehmend technische Debatte lenke aber von der wesentlichen Tatsache ab, dass mit jedem Jahr, das wir so weiter machen, die Klimaziele in die Ferne rücken und schließlich unerreichbar werden. „Es hat mich sehr frustriert, dass wir aus der Wissenschaft bisher nicht in der Lage waren, diese zentrale und politisch relevante Information in einer einfachen und klaren Grafik auszudrücken“, sagt der Klimaforscher. Genau dies sei nun möglich, wie er in seinem Beitrag in „Sciencexpress“ zeigt.
Dabei kommt heraus, dass zur Beschränkung der Erwärmung unter zwei Grad Celsius die Emissionen ab 2020 um mindestens 3,2 Prozent pro Jahr sinken müssen. Würden die begrenzenden Maßnahmen hingegen erst 2032 greifen, müssten die CO2-Emissionen um mehr als das Doppelte reduziert werden, um das Zwei-Grad-Ziel noch zu erreichen. Erreicht die Menschheit dagegen erst nach 2027 eine Emissionsreduktionen von fünf Prozent pro Jahr, lässt sich die Erwärmung um zwei Grad nicht mehr stoppen. Der Anteil der „Unerreichbaren Klimaziele“ wachse mit dem Aufschieben der globalen Emissionsreduktionen rasant schnell. „Die Türe zu möglichen Klimazielen schließt sich zunehmend und wohl bald endgültig“, meint Stocker (doi: 10.1126/science.1232468).
(Sciencexpress, 30.11.2012 – KBE)