„Legal Highs“ oder auch „Badesalz“-Drogen sind alles andere als ungefährlich. Das betonten Experten jetzt erneut auf der 1. Internationalen Konferenz zum Thema “Spice“- Prävention in Frankfurt am Main. Diese Drogen seien erheblich gefährlicher als Cannabis und ihre gesundheitlichen Folgen meist noch unbekannt. Das mache die Konsumenten solcher Drogen zu menschlichen Versuchskaninchen, so die Forscher.
Bei den Substanzen, die als “Badesalze”, “Research Chemicals” oder “Räuchermischungen” verkauft werden, handelt es sich um gebrauchsfertige Produkte mit psychoaktiver Wirkung, die mit herkömmlichen Drogen vergleichbar sind. Sie enthalten synthetische Substanzen, die zumeist nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt sind. Eine Besonderheit ist die stetig zunehmende Anzahl neu auftauchender psychoaktiver Substanzen und die Verbreitung dieser Drogen über Internethändler. Zudem sind viele dieser Stoffe nicht mit herkömmlichen Drogentests nachweisbar.
Sieben Prozent der Jugendlichen haben schon probiert
Die in Deutschland am weitesten verbreiteten Legal High-Produkte sind sogenannte Räuchermischungen, die – anfänglich unter dem Produktnamen “Spice” – zumeist in bunten Tütchen verpackt angeboten werden. Im Jahr 2011 haben beispielsweise sieben Prozent der 15 bis 18-Jährigen im Raum Frankfurt schon einmal eine solche Räuchermischung probiert, wie die Forscher berichten. Ein regelmäßiger Konsum ist hingegen nach wie vor eher selten zu beobachten. Die Produkte werden meist geraucht und wirken ähnlich wie Cannabis, da den Kräutermischungen als Wirkstoffe synthetische Cannabinoide beigemengt werden.
Mit den Risiken, der Verbreitung, der rechtlichen Kontrolle und neuen, spezifischen Ansätzen der Präventionsarbeit befasste sich die 1. Internationale Konferenz zum Thema “Spice“- Prävention in Frankfurt am Main, an der Forensiker, Pharmakologen, Sozialwissenschaftler und Experten für Kriminalistik und Prävention aus 14 europäischen Ländern teilnahmen. Um mit den Risiken der sogenannten “Spice“- Produkte angemessen umgehen zu können, benötigen die Verantwortlichen aus Drogenprävention und Drogenhilfe ebenso wie die Akteure auf dem Gebiet der Drogenpolitik dringend fundierte, wissenschaftliche gesicherte Informationen.
„Da diese neuen synthetischen Drogen in einigen Aspekten wesentlich gefährlicher sind als der Klassiker Cannabis, war es die primäre Zielsetzung der Konferenz, gemeinsam innovative Handlungsansätze für die Präventionsarbeit zu entwickeln und zu diskutieren”, erklärte Volker Auwärter, Leiter der Forensischen Toxikologie des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Freiburg. Dass gerade bei der Prävention diverse Herausforderungen zu meistern sind, ist unter den Experten unstrittig. „Bei Spice-Produkten müssen wir sehr schnell neue Substanzen und Trends erkennen, ihre Verbreitung und Risikopotentiale einschätzen, Konsumentengruppen identifizieren und gezielte Angebote für diese konzipieren”, betonte Rosemarie Heilig, Gesundheitsdezernentin der Stadt Frankfurt.
Stärkere Nebenwirkungen als Cannabis
Einige dieser synthetischen Cannabinoide weisen unangenehmere und stärkere akute Nebenwirkungen als Cannabis auf. Darüber hinaus wird von einem erhöhten und schwerwiegenderen Überdosierungsrisiko ausgegangen, und auch die Gefahr einer Abhängigkeit wird als mindestens so hoch wie bei der natürlichen Droge Cannabis eingeschätzt. „Zu diesen Stoffen gibt es bisher sehr wenige gesicherte Erkenntnisse, insbesondere Langzeitfolgen bei regelmäßigem Konsum betreffend. Die Konsumenten sind somit ‚lebende Versuchskaninchen‘, während die Produzenten – vollkommen gleichgültig gegenüber möglichen Gesundheitsgefahren und tatsächlich eintretenden Gesundheitsschäden, die bis hin zu Todesfällen reichen, – immense Gewinne erzielen”, beklagt Michael Pütz, Chemiker im Kriminalistischen Institut des Bundeskriminalamts.
Alexander Bücheli von der Jugendberatung Streetwork, Zürich, mahnt dagegen, nicht den Blick auf die Realität zu verlieren: „Dazu gehören Fragen nach Verbreitung, Konsummotivation und Folgen des Konsums. Wirksame Lösungsansätze können nur gemeinsam und interdisziplinär entwickelt werden.“
(Universitätsklinikum Freiburg, 28.09.2012 – NPO)