Eine stärkere Begrünung entlang innerstädtischer Straßen könnte die Luftverschmutzung erheblich verringern. Bisher wurde angenommen, dass die Straßenbepflanzung die Luft nur um ein bis zwei Prozent sauberer machen könnte, wie ein ein deutsch-englisches Forscherteam in der Fachzeitschrift „Environmental Science and Technology“ berichtet. Mithilfe einer Computersimulation zeigten die Wissenschaftler hingegen, dass Pflanzen wie Efeu und Gras sogar bis zu 30 Prozent aller Schadstoffe aus der Stadtluft herausfiltern können. Dabei schnitten begrünte Wände besonders gut ab. Um den Pflanzenanteil in Innenstädten zu erhöhen, schlagen die Wissenschaftler deshalb vor, bepflanzte Holzwände in Straßen und an Hausmauern aufzustellen.
In den Schluchten aus Straßen und Häusern kann belastete Luft kaum entweichen. Diese stellt jedoch in den Städten der Industrie- wie Schwellenländer ein großes Gesundheitsproblem dar: Laut Weltgesundheitsorganisation sterben pro Jahr weltweit mehr als eine Million Menschen an den Folgen verschmutzter Luft, erklären der Studienleiter Thomas Pugh vom Karlsruher Institut für Technologie und seine Kollegen von den Universitäten Birmingham und Lancaster. Pflanzen könnten das schädliche Stickstoffdioxid von Autoabgasen und den aus winzigen Partikeln bestehenden Feinstaub aus der Luft filtern.
Bisherige Studien gehen davon aus, dass Pflanzen etwa nur ein bis zwei Prozent der Schadstoffe in Städten aufnehmen und verarbeiten können. Diese Untersuchungen würden jedoch nicht das Zusammenspiel zwischen urbanen Formen und der Vegetation beachten, insbesondere die lange Verweilzeit verschmutzter Luft zwischen den Häusern, kritisieren die Wissenschaftler.
Um dies Forschungslücke zu schließen, behalfen sich die Forscher mit einer Computersimulation. Diese bildete die in Städten eingeschlossene Luft samt der dort stattfindenden chemische Reaktionen ab, welche die Konzentrationen der Schadstoffe beeinflussen. Dabei verglich das Forscherteam die Auswirkungen von Pflanzen in Straßen mit denen von Pflanzen in Parks oder auf Dächern.
Grüne Hauswände schlagen Parks
Klarer Gewinner ihrer Simulation waren begrünte Wände. Mit Gras, Efeu oder anderen Pflanzen bewachsene Hauswände oder Mauern könnten die Luft sogar deutlich besser filtern als bislang angenommen, sagen die Forscher. Mithilfe bewachsener Wandflächen könnte die Luftverschmutzung um bis zu 30 Prozent reduziert werden. „Die grünen Wände sind in der Lage, die Luft zu säubern, die in die Stadt einströmt und dort stehen bleibt“, erklärt Pugh. Aber auch Bäume am Straßenrand schnitten gut ab, allerdings nur in weniger belasteten Straßen, in denen die Baumkronen die verschmutzte Luft nicht am Boden hielten.
Um den Pflanzenanteil in Innenstädten zu erhöhen, schlagen die Wissenschaftler vor, begrünte Holzflächen, ähnlich Plakatwänden, in Straßen und an Hausmauern anzubringen. Wesentlicher Vorteil dieser Idee sei auch, dass sie sich Stück für Stück, Straße für Straße umsetzen lasse. (doi: 10.1021/es300826w)
(Environmental Science and Technology, 22.08.2012 – INR)