Zoologie

Neue Spinnenfamilie mit ungewöhnlichen Fangklauen entdeckt

Räuber lebt in Höhlen und Redwood-Wäldern im Nordwesten der USA

Foto einer männlichen Trogloraptor-Spinne, deutlich sind die für Männchen typischen Verdickungen der vorderen Taster zu erkennen. © Griswold CE, Audisio T, Ledford JM / CC-BY 3.0

Es ist eine kleine zoologische Sensation: In einer Höhle im Nordwesten der USA haben Forscher eine Spinne entdeckt, die in keine der bisher bekannten Familien des Spinnenstammbaums passt. Das Tier ist vier Zentimeter groß und trägt ungewöhnlich große, gezähnte Fangklauen an ihren acht Beinen. Das deute darauf hin, dass diese Spinne ein effektiver, hochspezialisierter Räuber sei. Man habe sie daher Trogloraptor – Höhlenräuber – getauft. Welche Beute die Spinne jage, sei aber noch unbekannt, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Zookeys“.

Wegen ihrer ungewöhnlichen Merkmale haben die Zoologen für Trogloraptor eigens eine neue Spinnenfamilie geschaffen – die Trogloraptoridae. Das sei fast schon ein historischer Akt, sagen die Wissenschaftler der California Academy of Sciences in San Francisco. Denn während neue Arten bei Insekten und Spinnen sehr häufig entdeckt werden, seien neue Familien weitaus seltener.

Lange Beine und sechs Augen

Entdeckt haben Charles Griswold und seine Kollegen Trogloraptor, als sie Höhlen im US-Bundesstaat Oregon untersuchten. Unter der Höhlendecke stießen sie dabei auf mehrere rotbraun gefärbte Spinnen mit langen, dünnen Beinen, die dort an einem rudimentären Netz hingen, wie sie berichten. In vielen Merkmalen ähnele Trogloraptor der Familie der Zwergsechsaugenspinnen (Oonopidae) und scheine eng mit diesen verwandt zu sein. So trage auch sie am Kopf sechs Augen, sagen die Wissenschaftler. Bei näherer Untersuchung habe sich aber gezeigt, dass Trogloraptor auch zahlreiche ungewöhnliche Merkmale aufweise.

Rastelektronenmikroskopische Aufnahme des Fußes von Trogloraptor mit der großen, gezähnten Endklaue. © Griswold CE, Audisio T, Ledford JM / CC-BY 3.0

Am auffallendsten seien die großen Endklauen an den langen Beinen der Spinne, sagen die Forscher. Jeder Fuß endet in zwei langen, gebogenen Klauen, an denen noch mehrere kleinere Dornen sitzen. Diese gezähnte Doppelklaue ist gegen den restlichen Fuß beweglich und eignet sich daher gut als Greif- und Fangapparat. Obwohl Trogloraptor zu den echten Webspinnen gehört und Netze spinnen kann, scheint er seine Beute daher eher zu Fuß zu jagen und mit den Beinen zu packen, wie die Forscher vermuten. Die genaue Jagdstrategie der Spinne sei aber noch unbekannt, ebenso wie ihre Beute.

Inzwischen haben Forscher der San Diego State University diese Spinnenart auch außerhalb von Höhlen entdeckt – in Beständen mit alten Redwood-Bäumen an der Westküste der USA. Nach Ansicht der Wissenschaftler deutet dies darauf hin, dass die Trogloraptoridae weiter verbreitet sein könnten als bisher gedacht. Es sei umso überraschender, dass eine so große, ungewöhnliche Spinne bis zum Jahr 2012 unentdeckt bleiben konnte, sagen Griswold und seine Kollegen. (doi:10.3897/zookeys.215.3547)

(Zookeys, 20.08.2012 – NPO)

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