Tschechische Talsperren haben Dresden und die deutsche Elbestrecke im Sommer 2002 vor einer noch schlimmeren Katastrophe bewahrt. Das zeigen Untersuchungen zum Jahrhunderthochwasser der Elbe im August 200, die die Bundesanstalt für Gewässerkunde und ihr tschechischer Projektpartner gerade abgeschlossen haben. Demnach hielten die Talsperren 160 Millionen Kubikmeter Wasser zurück und verhinderten, dass der Pegel beispielsweise in Dresden die Zehn-Meter-Marke überschritt.
Im August 2002 ließen anhaltende, starke Niederschläge die Abflüsse im tschechischen Elbeeinzugsgebiet und im Osterzgebirge innerhalb kürzester Zeit so stark anwachsen, dass sich entlang der oberen und in Teilen der mittleren Elbe ein katastrophales Hochwasser aufbaute, was in diesem Maße seit mehr als 100 Jahren nicht aufgetreten war. Viele Menschen in Tschechien und Deutschland verloren durch dieses Hochwasser ihr Leben, zahlreiche Städte an der Elbe wurden großflächig überflutet, Eisenbahnlinien zerstört, Krankenhäuser mussten evakuiert werden. In Sachsen und Sachsen-Anhalt hielten die Deiche in einigen Abschnitten den gewaltigen Belastungen durch die Wassermassen nicht mehr stand und brachen. Allein in Deutschland beliefen sich die Schäden auf eine Höhe von acht bis neun Milliarden Euro.
160 Millionen Kubikmeter Wasser aufgehalten
Eine Maßnahme die geholfen hat Schlimmeres zu verhindern, blieb in Deutschland weitestgehend unbemerkt: Durch den gesteuerten Einsatz tschechischer Talsperren an der Moldau oberhalb der Hauptstadt Prag, an der Eger und in deren Einzugsgebieten, wurde während der höchsten Wasserstände des Augusthochwassers 2002 ein Volumen von über 160 Millionen Kubikmeter zurückgehalten und somit der Hochwasserwelle elbabwärts entzogen. Dadurch konnten zur Verbesserung des lokalen und des überregionalen Hochwasserschutzes die Scheitelwasserstände nicht nur in Prag, sondern auch in Dresden, Magdeburg und anderen Städten reduziert werden.
Was nun vorliegende Untersuchungsergebnisse bestätigen: Ohne die vorgenommenen Rückhaltungen in tschechischen Talsperren wäre der im Verlauf des Hochwassers 2002 beobachtete Rekordwasserstand von 9,40 Metern am Pegel Dresden um 72 Zentimeter höher angestiegen und hätte so die Zehn-Meter-Marke überschritten. Bereits so hatte die Elbe zum Zeitpunkt des Scheitelwasserstands am 17.August 2002 Teile der barocken Dresdner Altstadt mit dem Zwinger-Innenhof überschwemmt.
Dies ist ein Ergebnis des von der Europäischen Union geförderten Interreg-Projektes „LABEL“ der Bundesanstalt für Gewässerkunde und des tschechischen Masaryk-Instituts für Wasserforschung. Im August 2012 konnte dieses deutsch-tschechische Gutachten zur Feststellung von Auswirkungen tschechischer Talsperren auf Hochwasser der Elbe in Deutschland abgeschlossen werden. Demnach profitieren von den Rückhaltemaßnahmen im böhmischen Teil des Elbegebiets nicht nur die Oberlieger in Tschechien, sondern auch die Unterlieger entlang der gesamten deutschen Elbestrecke.
Der deutsch-tschechische Abschlussbericht (in deutscher und tschechischer Sprache) steht als PDF-Dokument zum Download bereit.
(Bundesanstalt für Gewässerkunde, 13.08.2012 – NPO)