Eine neue Krankheit bedroht möglicherweise Bohnenpflanzen in Deutschland. Erstmals haben zwei Forscherinnen in Thüringen den Erreger der sogenannten Tan Spot Disease bei Sojabohnen nachgewiesen. Diese Bakterienkrankheit lässt die Blätter der Bohnen erst fleckig, dann dürr werden und führt letztlich zum Absterben der Pflanzen. Auf dem amerikanischen Kontinent und am Mittelmeer sind vor allem Sojabohnen betroffen, aber auch andere Bohnenarten können befallen werden. Ein Gegenmittel gebe es nicht, berichten die Biologinnen der Universität Jena im Fachmagazin „Journal of Phytopathology“. Von dem befallenen Sojabestand in Thüringen gehe keine Gefahr mehr, er sei vollständig vernichtet worden. Aber es sei nicht auszuschließen, dass mit importiertem Saatgut weitere Erreger nach Deutschland gelangt seien.
Die Forscherinnen gehen davon aus, dass der Erreger über infizierte Sojabohnensaat ins Land eingeschleppt wurde. Denn eine mikrobiologische Kontrolle von importiertem Saatgut sei bisher nicht vorgeschrieben. „Wie unsere Befunde zeigen, wäre das aber dringend erforderlich“, sagt Ulrike Sammer, eine der beiden Autorinnen der Studie. Denn wenn die eingeschleppten Erreger unerkannt blieben, könnten sie sich auch hierzulande ausbreiten. Vermeiden lasse sich dies nur durch engmaschige, sorgfältige Kontrollen.
Doppel-Infektion verbarg die eingeschleppte Krankheit
Entdeckt wurde die eingeschleppte Krankheit auf einem Versuchsfeld mit Sojabohnen in Thüringen. Die Infektion war zunächst gut getarnt, wie die Forscherinnen berichten. Denn die betroffenen Pflanzen waren gleich von zwei Erregern befallen. „Wir gingen deshalb anfangs davon aus, dass wir es mit einem anderen, bei uns sehr weit verbreiteten Erreger zu tun haben“, sagt Sammer. Dieses Bakterium, Pseudomonas syringae, erzeuge ein ganz ähnliches Krankheitsbild bei den Sojabohnen. Doch eine molekularbiologische Untersuchung zeigte, dass neben diesem Bakterium auch Curtobacterium flaccumfaciens vorhanden war – der Erreger der Tan Spot Disease.
In einem Experiment im Gewächshaus haben die beiden Forscherinnen festgestellt, dass das eingeschleppte Bakterium nicht nur Sojabohnen, sondern auch heimische Bohnenarten gefährdet. Übertrugen sie den Erreger von der Sojabohne auf Gartenbuschbohnen, wurden auch sie krank. „Die Krankheitssymptome waren weitaus schlimmer als das, was wir bei den Sojapflanzen beobachtet haben“, sagt Sammer. Nach drei Wochen hatten die Buschbohnen die meisten ihrer Blätter verloren, die übrigen waren schwer geschädigt. Dies zeige, welches Gefahrenpotenzial von den Bakterien auch für hiesige Nutzpflanzen ausgehe. (doi:10.1111/j.1439-0434.2012.01902.x)
(Journal of Phytopathology, 01.08.2012 – NPO)