US-amerikanische Forscher liefern neue Argumente für den umstrittenen Früherkennungstest bei Prostatakrebs. Gebe es diesen sogenannten PSA-Test nicht, würden bis zu dreimal mehr Männer ihre Krebserkrankung erst bemerken, wenn sie bereits Metastasen hätten. Das zeigt die Auswertung von Daten des größten Krebsregisters der USA. Hat der Prostatakrebs bereits gestreut, ist er nicht mehr heilbar und führt meist innerhalb von einem bis zweieinhalb Jahren zum Tode. Dank der besseren Früherkennung erreichten heute in den USA nur 8.000 statt 25.000 Männer pro Jahr dieses späte Stadium, bevor der Krebs erkannt werde, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Cancer“ (doi: 10.1002/cncr.27503). Seit Einführung des PSA-Tests vor mehr als 20 Jahren seien in den USA zudem fast 40 Prozent weniger Männer an Prostatakrebs gestorben als zuvor. Ähnliche Werte habe eine Studie auch für Europa ergeben.
Da sich die Behandlung des Krebses kaum geändert habe, müsse eine bessere Früherkennung für den Rückgang der Todesfälle verantwortlich sein, so die Schlussfolgerung der Mediziner. Einen großen Anteil daran habe der PSA-Test. Er weist Prostatakrebs anhand eines bestimmten Enzyms, des sogenannten Prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut von Männern nach. Ist der PSA-Wert erhöht, gilt dies als Anzeichen für eine mögliche Tumorerkrankung.
„Im Licht der jüngsten Kontroverse über den PSA-Test sind unsere Ergebnisse sehr wichtig „, sagt Erstautor Edward Messing vom University of Rochester Medical Center. Denn die Ergebnisse bisheriger Studien zum Nutzen dieses Tests seien widersprüchlich. Strittig ist vor allem, ob durch die frühe Diagnose nicht zu viele Patienten unnötig behandelt werden, die eine langsam wachsende und damit für sie nicht tödliche Form des Krebses haben. „Ja, der PSA-Test hat auch Nachteile“, räumt Messing ein. Aber die neuen Daten zeigten eindeutig, dass sehr viel mehr Männer an fortgeschrittenen Stadien dieses Krebses erkranken würden, wenn es diesen Test nicht gebe.
Zeit vor und nach Einführung des PSA-Tests verglichen
Für ihre Studie hatten die Forscher Daten des größten Krebsregisters der USA, der „Surveillance, Epidemiology and End Results“ (SEER) Datenbank, ausgewertet. In dem Register ist unter anderem erfasst, in welchem Krankheitsstadium Männer mit Prostatakrebs diagnostiziert worden sind. Die Anzahl der Fälle mit Metastasen verglichen die Forscher für den Zeitraum von 1983 bis 1986 – vor Einführung des PSA-Tests – mit der Zeit von 2006 bis 2008.
Im Jahr 2008 seien 739 Neudiagnosen mit Metastasen in das Krebsregister eingetragen worden, berichten die Forscher. Gehe man aber von den jährlichen Werten der Prä-PSA-Ära aus, hätten es 2.277 solcher Fälle sein müssen. 2008 seien demnach dreimal weniger Männer in diesem späten Stadium des Prostatakrebses diagnostiziert worden als noch 25 Jahre früher. Rechne man dies auf die männliche Bevölkerung der USA hoch, bleibe heute rund 17.000 Männern eine so späte Diagnose erspart.
Allein auf Basis dieser Zahlen könne man zwar nicht ausschließen, dass nicht auch andere Fortschritte bei der Früherkennung an dieser positiven Entwicklung beteiligt seien, sagen die Forscher. So seien beispielsweise auch die bildgebenden Verfahren heute besser als früher. Dennoch spreche das Ergebnis dafür, dass der PSA-Test vielen Männern Metastasen und damit einen frühen Tod durch Prostatakrebs erspart habe und noch immer erspare. Eine konkrete Empfehlung, ab welchem Alter und wie oft man einen solchen Test routinemäßig durchführen solle, könne man aber noch nicht geben. (doi: 10.1002/cncr.27503)
(Cancer, 31.07.2012 – NPO)