Zoologie

Schimpansen suchen sich den besten Hammer

Zum Nüsseknacken wählen die intelligenten Primaten ihre Werkzeuge nach dem Gewicht aus

Dieser Schimpanse hat drei verschieden schwere Aluminiumwürfel zur Auswahl, um die Macadamia-Nuss auf dem Steinamboss zu knacken. © Schrauf et al./ PloS ONE

Schimpansen wählen ihre Werkzeuge mit Bedacht: Um eine harte Nuss zu knacken, suchen sich Schimpansen gezielt den schwersten und damit effektivsten Hammer aus. Das zeigt ein Experiment eines internationalen Forscherteams, bei dem Schimpansen Macadamia-Nüsse als Futter bekamen. Zum Knacken der Nüsse boten die Forscher den Affen unterschiedlich schwere Blöcke und Kugeln aus Aluminium an. Unabhängig von der Form griffen Versuchstiere, die bereits erfahren im Knacken von Nüssen waren, direkt zum schwersten Hammer. Aber auch ihre Artgenossen lernten schnell, dass sie mit schweren Werkzeugen weniger Schläge brauchen, um an die Nuss heranzukommen, wie das internationale Forscherteam im Fachmagazin „PLoS ONE“ berichtet. Die Schimpansen hätten verstanden, dass das Gewicht der Faktor sei, der in diesem Fall ein gutes Werkzeug ausmache.

In der freien Wildbahn behelfen sich Schimpansen nicht selten mit Werkzeugen. Das Nüsseknacken sei dabei eine ihrer komplexesten Fertigkeiten, erklären Cornelia Schrauf von der Universität Wien und ihre Kollegen. Denn dabei müssen die Primaten die Nuss auf eine flache Oberfläche eines Steins platzieren und sie dann mit einem hammerähnlichen Werkzeug treffen. Dass Schimpansen ihre Werkzeuge beim Nüsseknacken gezielt auswählen, zeigten bereits frühere Studien. Forscher beobachteten beispielsweise wilde Tiere im Nationalpark Taï an der Elfenbeinküste dabei, wie sie Steine für harte Panda-Nüsse zur Hilfe nahmen, während sie für die weicheren Coula-Nüsse hölzerne Hämmer nutzen.

Gewicht als entscheidender Faktor

Neben der Form und dem Material sei aber vor allem das Gewicht des Schlagwerkzeugs ausschlaggebend für den schnellen Nussknacker-Erfolg, schreiben die Forscher. Um herauszufinden, ob die Affen diesen Zusammenhang erkennen und bei der Wahl ihrer Werkzeuge gezielt auf diesen Faktor achten, führten sie mit sechs Schimpansen je drei verschiedene Experimente durch.

Im ersten Experiment saßen die Schimpansen jeweils einzeln vor einem Steinblock, der als Unterlage zum Nüsseknacken dienen sollte. Ein Tierpfleger reichte ihnen nacheinander je drei unterschiedlich schwere, handgroße Würfel aus Aluminium. Der leichteste wog 300, der mittlere 600 und der schwerste 1.200 Gramm. Nachdem die Affen das Gewicht der Werkzeuge gespürt hatten, wurden diese in Reichweite neben sie platziert. Zudem erhielten die Tiere eine Macadamia-Nuss zum Knacken. Der zweite Versuch verlief ähnlich, nur dass die Schimpansen statt der Würfel Aluminiumkugeln erhielten. Damit wollten die Forscher herausfinden, ob die Form die Entscheidung für ein Werkzeug beeinflusst. Im dritten Versuch hatten die Affen ebenfalls Kugeln zur Auswahl, allerdings mit einem größeren Gewichtsunterschied von 200, 800, und 1.400 Gramm.

Ein Schimpanse hat eine der verschieden schweren Aluminiumkugeln als Werkzeug gewählt und knackt damit eine Macadamia-Nuss auf dem Steinamboss. © Schrauf et al./ PloS ONE

Vorliebe für die schwersten Hämmer

„Die Schimpansen bevorzugten die schwereren Hämmer, mit denen die Nüsse schon in wenigen Schlägen geöffnet werden konnten „, berichten die Forscher. Der Affe Loi, der bereits Nussknacker-Erfahrung mitbrachte, wählte dabei bereits von Beginn an den schwersten Quader. Er benötigte mit seinem optimalen Werkzeug auch am wenigsten Schläge, um die Nüsse zu knacken. In den nachfolgenden Durchgängen schienen aber auch die anderen Affen die Vorteile schwererer Werkzeuge zu begreifen: Spätestens im dritten Versuch griffen auch die ungeübten Schimpansen nach den schwersten Hämmern.

„Erfahrung beeinflusst offensichtlich ihre Auswahl“, erklärt die Biologin Schrauf. Insgesamt zeige das Experiment, dass die Schimpansen eindeutig in der Lage seien zu verstehen, welche Eigenschaften ein optimales Werkzeug mitbringen sollte. Dass im ersten Experiment noch nicht alle Tiere den Vorteil der Schwergewichte erkannt haben, könnte auch an der Handhabbarkeit der Werkzeuge gelegen haben, wie die Forscher vermuten. Denn die dabei angebotenen Würfel seien für die Affen weniger gut zu greifen als die Kugeln, vor allem, wenn sie schwerer waren. (doi:10.1371/journal.pone.0041044.g004)

(PloS ONE, 19.07.2012 – IRE)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

150 psychologische Aha-Experimente - Beobachtungen zu unserem eigenen Erleben und Verhalten Von Serge Ciccotti

Tierisch intelligent - Von schlauen Katzen und sprechenden Affen von Immanuel Birmelin

Der Affe und der Sushimeister - Das kulturelle Leben der Tiere von Frans de Waal

Unsere nächsten Verwandten - Von Schimpansen lernen, was es heißt, Mensch zu sein von Roger Fouts und Stephen Tukel Mills Mit einem Vorwort von Jane Goodall

Top-Clicks der Woche