Die Pazifische Klapperschlange weiß, wann sie verloren hat: Wedelt ein Kalifornisches Erdhörnchen heftig mit seinem buschigen Schwanz, hat es die Giftschlange entdeckt oder vermutet zumindest ihre Präsenz. Als Reaktion auf dieses Signal zieht sich die Klapperschlange prompt zurück und verzichtet auf einen Angriff. Das hat ein internationales Forscherteam bei Freiland-Beobachtungen in Kalifornien herausgefunden. Wachsame Erdhörnchen seien meist schnell genug, um dem Schlangenbiss auszuweichen. Für die Klapperschlange sei es daher nicht mehr lohnend, in einer bereits entdeckten Lauerposition liegen zu bleiben, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B“.
„Unsere Studie zeigt erstmals, dass ein Wachsamkeits-Signal des potenziellen Beutetieres tatsächlich einen Räuber von einem Angriff abhalten kann“ schreiben Matthew Barbour von der kalifornischen San Diego State University und Rulon Clark von der University of British Columbia im kanadischen Vancouver. Bisher sei nicht genau bekannt gewesen, ob solche Signale das Verhalten des Angreifers beeinflussten. Das aber sei wichtig, um ein klares Bild über die Verbindung von Beute- und Räuberverhalten zu gewinnen.
Pazifische Klapperschlangen sind Lauerjäger, wie die Forscher berichten. Sie verbergen sich meist in den Eingängen von Erdhöhlen oder unter Pflanzenmaterial und warten darauf, dass sich ihnen eine Beute nähert. Ist sie nahe genug herangekommen, schießt die Schlange vor, beißt zu und injiziert dabei ihr Gift in die Beute.
Erdhörnchen weichen dem Angriff aus
Kalifornische Erdhörnchen sind für die Klapperschlange aber nur dann eine leichte Beute, wenn sie überrascht werden: Ist das Hörnchen wachsam und entdeckt die Klapperschlange rechtzeitig, kann es 80 Prozent der Angriffe erfolgreich ausweichen, wie die Forscher feststellten. Hat ein Erdhörnchen eine Schlange entdeckt, zeigt es dies seinen Artgenossen, aber auch der Schlange sehr deutlich: Es bleibt stehen, lässt sie nicht aus den Augen und bewegt seinen buschigen Schwanz schnell hin und her.
Die Wissenschaftler beobachteten jedoch, dass die Erdhörnchen häufig auch einfach auf Verdacht wedelten. Das sei meist dann der Fall, wenn sie sich typischen Lauerplätzen der Klapperschlangen nähern. „Es zeigt dadurch seine Wachsamkeit an und kommuniziert so allen nahebei lauernden Klapperschlangen, dass ein Angriff höchstwahrscheinlich erfolglos sein wird“, erklären Barbour und Clark.
Diese Botschaft kommt offensichtlich an: Meist blieb die Klapperschlange bewegungslos liegen und zog sich dann zurück, sobald das Erdhörnchen weg war. Selbst wenn sich die wedelnden Erdhörnchen einer Schlange bis auf weniger als 13 Zentimeter – und damit der idealen Angriffsdistanz – näherten, schlug diese maximal in der Hälfte der Fälle zu.
Für ihre Studie hatten die Forscher 22 Klapperschlangen einen Sender eingepflanzt, um diese in unübersichtlichem Gelände orten zu können. Hatte die Schlange einen Lauerplatz erreicht, beobachteten die Wissenschaftler dessen Umgebung mit versteckten Kameras und zeichneten alle Begegnungen mit Erdhörnchen auf. (doi:10.1098/rspb.2012.1112)
Dieses Youtube-Video der Forscher zeigt ein Kalifornisches Erdhörnchen, das in einem Erdloch vor ihm eine Klapperschlange vermutet und deshalb heftig mit dem Schwanz wedelt.
http://www.youtube.com/watch?v=r2k2IRtlmoM&feature=plcp
(Proceedings of the Royal Society B, 11.07.2012 – NPO)