Biologie

Neue Wespenart in Deutschland entdeckt

Genetischer Fingerabdruck verrät Trugameise als eigene Art

Exemplar der Dasymutilla occidental, der größten Art der Mutillidae © Andy M¢ / CC BY-SA 2.0

Forscher haben in Deutschland eine neue Insektenart entdeckt. Die zu den Hautflüglern gehörende Trugameise ist mit Ameisen, Bienen und Wespen verwandt, wie Wissenschaftler der Zoologischen Staatssammlung München berichten. Sie hatten die neue Art anhand ihrer Gensequenz identifiziert. Dieser Fund sei sehr bedeutsam, weil Deutschland zu einem der zoologisch am besten erforschten Länder der Welt zähle. Hier rechne man normalerweise kaum noch mit unbekannten Arten, heißt in einer Mitteilung der Zoologischen Staatsammlung. „Dieses Ergebnis ist sensationell“, sagt Christian Schmid-Egger, einer der diesen Fund beteiligten Forscher. Das Auffinden bisher unbeschriebener Tierarten vor der eigenen Haustüre passiere extrem selten. Normalerweise werden neue Arten eher im tropischen Regenwald, im Polarmeer oder an anderen schwer zugänglichen Orten der Erde entdeckt.

Die neuentdeckte Trugameise ist etwa fünf Millimeter groß und rötlich gefärbt, wie die Forscher berichten. Sie komme vor allem in Sandgebieten vor. Trugameisen sehen zwar ameisenähnlich aus, gehören aber zu den Wespen. Sie leben als Brutparasiten bei anderen Wespenarten. Um sich fortzupflanzen, graben die flügellosen Weibchen der Trugameisen Nester anderer Wespen auf und legen ihr Ei in das Wirtsnest. Die Larve entwickele sich wie ein Kuckuck als Brutparasit, sagen die Forscher.

Entdeckt wurde die neue Trugameisenart im Rahmen des weltweiten Verbundprojekts iBol. Ziel dieses Projekts ist es, Tier- und Pflanzenarten auf der ganzen Erde genetisch zu analysieren und in einer großen Datenbank zu erfassen. Ist das Erbgut einmal bekannt, können die Tiere und Pflanzen dann wie mit einem Barcode einfach und eindeutig identifiziert werden. Biologen sind dadurch nicht mehr auf die langwierige Präparation und Untersuchung der Funde unter dem Mikroskop angewiesen.

Schmid-Egger und seine Kollegen führen diese genetische Bestandsaufnahme im Projekt Barcoding Fauna Bavarica zurzeit für Bayern durch. Bei seinen Analysearbeiten fiel dem Insektenforscher auf, dass sich die Gencodes bei einer in Deutschland häufigen Trugameisenart zwischen verschiedenen Exemplaren deutlich unterschieden. Die Abweichungen im genetischen Fingerabdruck waren nach Angaben der Forscher so groß, dass sie zwei klar getrennte Gruppen bildeten. Weitere Nachforschungen hätten dann bestätigt, dass es sich um eine bereits bekannte und eine bisher für die Wissenschaft noch unbekannte Trugameisenart handele, sagen die Forscher.

Der Fund sei nicht nur überraschend, er zeige auch, wie wichtig die Bemühungen um den Natur- und Artenschutz in Deutschland sind, sagt Stefan Schmidt, Mitarbeiter der Zoologischen Staatsammlung und ebenfalls beteiligter Wespenforscher. Denn solange es noch unbekannte Arten vor der eigenen Haustüre zu entdecken gäbe, so der Wissenschaftler weiter, besitzt der Schutz von Biotopen mit möglichen weiteren Vorkommen unerforschter Arten allerhöchste Priorität.

(Zoologische Staatssammlung München, 05.07.2012 – NPO)

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