Biologie

Bessere Renntechnik macht Geparden schneller als Windhunde

Flexible Schrittfrequenz und längere Schritte sind das Geheimnis der Rekordläufer

Rennender Gepard im Zoo von Cincinnati © JasonBechtel / CC BY-NC 2.0

Britische Biologen haben entdeckt, warum Geparden Windhunde trotz ihres fast identischen Körperbaus beim Rennen locker hinter sich lassen: Die Katzen setzen auf eine clevere Kombination aus schnellerer Schrittfolge, längeren Schritten und besserem Bodenkontakt. Damit kommen sie kurzzeitig auf Geschwindigkeiten von bis zu 104 Kilometern pro Stunde, während die Windhunde nicht einmal 70 Kilometer pro Stunde schaffen. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Geparden ausreichend motiviert sind, ihre Höchstgeschwindigkeit zu erreichen, räumen die Forscher ein – die Katzen in der Studie ließen sich nicht dazu bewegen, schneller als etwa 60 Kilometer pro Stunde zu laufen. Über ihre Arbeit berichten Penny Hudson vom Royal Veterinary College der University of London und ihre Kollegen im Fachmagazin „Journal of Experimental Biology“.

Ungewöhnlicher Einsatzort für Messsysteme

Ihr Gewicht ist ähnlich und ihr Körperbau ebenfalls. Warum Geparden trotzdem so viel schneller sind als Windhunde, war Forschern bislang ein Rätsel. Um selbiges zu lösen, untersuchten Hudson und ihre Kollegen nun erstmals die Renntechnik beider Tiere mit Hilfe von Kraftmessplatten. Diese Messsysteme enthalten Sensoren, die die Kraftverteilung beim Bodenkontakt der Füße erfassen. Im Fall der Geparden mussten die Biologen die teure Technik dazu im Boden der Gehege vergraben und mit künstlichem Rasen tarnen – etwas, das von den Technikern im verregneten England gar nicht gerne gesehen wurde, wie Co-Autor Alan Wilson sich erinnert. Die Windhunde – speziell auf Hunderennen trainierte Greyhounds – wurden dagegen im Labor getestet.

Zum Rennen animieren konnten die Biologen die neun Geparden und sechs Greyhounds mit Hilfe von Fleischstücken, die sie an einer Seilbahn über die Bahn zogen und denen die Tiere hinterher hechteten. Überraschenderweise hatten die Windhunde in diesen Versuchen die Nase vorn: Sie kamen auf Geschwindigkeiten zwischen 35 und 68 Kilometern pro Stunde, die Geparden nur auf 31 bis 64. Es zeigten sich jedoch klare Unterschiede beim Laufstil, auch wenn beide grundsätzlich die gleiche Galopptechnik verwendeten.

Gepard im Ngorongoro-Krater, Tansania © Rob Qld / CC BY 2.0

Kombination verschiedener Faktoren Grundlage der guten Leistung

So machten die Geparden zum einen grundsätzlich längere Schritte als die Hunde. Zum anderen steigerten sie mit zunehmender Geschwindigkeit sowohl die Schrittlänge als auch die Schrittfrequenz, sie ließen also die Beine nach einem Bodenkontakt schneller und weiter nach vorne schwingen. Die Hunde hielten dagegen ihre Schrittfrequenz praktisch konstant und erhöhten nur die Schrittlänge. Ein weiterer Faktor könnte die unterschiedliche Gewichtsverteilung sein, schreiben die Forscher: Die Geparden verlagerten beim Laufen 70 Prozent ihres Körpergewichts auf die Hinterbeine, bei den Hunden waren es nur knapp über 60. Dieser Unterschied reiche aus, um den Geparden einen besseren Halt und damit einen kräftigeren Absprung zu verschaffen, glauben die Biologen.

Das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Geparden in den Rennen ist nach Ansicht der Forscher wohl ihrem bequemen Leben im Zoo geschuldet: Sie würden zwar durch simulierte Jagden mit der Seilbahn fit gehalten, seien jedoch seit Generationen nicht mehr dazu gezwungen gewesen, echte, lebende Beute zu verfolgen und zu erlegen. Es handele sich daher vermutlich um ein Motivations- und nicht um ein Konditionsproblem, folgern die Biologen. Als nächstes wollen sie daher versuchen, freilebende Geparden über ihre Messgeräte flitzen zu lassen. (doi: 10.1242/jeb.066720)

(Journal of Experimental Biology, 21.06.2012 – ILE)

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