Medizin

Diabetes erhöht das Krebsrisiko

Erhöhte Zucker- oder Insulinspiegel könnten das Tumorwachstum begünstigen

Diabetes Typ 2 erhöht das Risiko, an Krebs zu erkranken und daran zu sterben. Je nach Krebsart steigt die Erkrankungswahrscheinlichkeit um das 1,2- bis 2,5-Fache an. Das berichten Forscher in der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“ (DMW). Die Mortalität erhöhe sich sogar um das bis zu 38-Fache. Noch sind die Mechanismen nicht klar, durch die Diabetes die Krebsentstehung fördert. Möglich ist aber, so vermuten die Mediziner, dass ein erhöhter Insulinspiegel das Wachstum von Tumorzellen fördert. Daher habe auch die Art der Diabetestherapie einen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko.

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}Das Risiko für Brustkrebs, Darm-, Harnblasen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs ist bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 um das 1,2 bis 1,7-Fache erhöht, berichten Norbert Stefan und seine Kollegen vom Universitätsklinikum Tübingen. Das höchste Risiko für eine Krebserkrankung besteht dabei für Leberzellkrebs, es steigt sogar um den Faktor 2,5. Zugleich ist auch die Wahrscheinlichkeit, an diesen Krebserkrankungen zu versterben, bei Diabetes erhöht – Daten aus einem schwedischen Krankenhausregister belegen ein 38 Prozent höheres Mortalitätsrisiko.

Zu viel Insulin oder Zucker als mögliche Ursache

Auf welche Weise der Diabetes die Krebsentstehung fördert, ist dabei noch unklar. So könnte der erhöhte Blutzuckerspiegel im Rahmen der sogenannten Warburg-Theorie eine Rolle spielen – diese besagt, dass Krebszellen beim Wachstum besonders viel Zucker vergären. Im Zentrum der Expertendiskussion steht indes eine andere Hypothese. „Es ist denkbar, dass auch hohe Konzentrationen von Insulin im Blut die Krebsentstehung fördern könnten“, erklärt Stephan Matthaei, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Offenbar steigert Insulin die Bioverfügbarkeit des Wachstumsfaktors IGF-1, der die Zellteilung in bösartigen Geweben beschleunigt und zugleich das Selbstmordprogramm bösartiger Zellen stoppt“, vermuten die Autoren aus Tübingen.

Das hat Konsequenzen für die Therapie. „Behandlungsstrategien für Typ-2-Diabetes, die mit einer unangemessenen Erhöhung der Insulinspiegel einhergehen, müssen kritisch betrachtet werden“, betont Matthaei. „Bei der Insulintherapie von Patienten mit Typ 2 Diabetes gilt deshalb der Leitsatz: Soviel Insulin wie nötig, aber so wenig wie möglich.“ Studien haben gezeigt, dass die Krebssterblichkeit bei Patienten, die mit Sulfonylharnstoffen oder Insulin behandelt werden, erhöht ist. Auch das Risiko, an Leberzellkrebs zu erkranken, steigt bei einer Therapie mit Sulfonylharnstoffen oder Insulin. Eine neue vergleichende Studie mit mehr als 112.000 Patienten in Großbritannien bestätigt zudem, dass eine Therapie mit Sulfonylharnstoffen oder Insulin mit einer erhöhten Krebssterblichkeit einhergeht.

Behandlung mit Metformin senkt Risiko

Metformin oder Glicladzide hingegen scheinen vor Krebs zu schützen, wie große Untersuchungen nahelegen. Eine Metformintherapie dagegen scheint die Sterblichkeit durch Krebs im Vergleich zu Patienten ohne Diabetes sogar zu senken. „Die Daten sprechen dafür, dass Metformin im Gegensatz zu anderen Therapieformen vor Krebs schützt“, resümiert Matthaei. Dies stelle einen weiteren Grund dar, Patienten mit Typ 2 Diabetes mit Metformin zu behandeln, wie die Leitlinie der DDG es empfehle. Denn Metformin wirke sich auch günstig auf die Blutzucker-Stoffwechseleinstellung und das Körpergewicht aus und vermindere Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt. „Darüber hinaus ist natürlich eine gesunde Ernährung sowie ausreichende körperliche Aktivität die Grundlage jeder Therapie“, betont Matthaei. Vor dem Hintergrund des erhöhten Krebsrisikos sollten Menschen mit Diabetes zudem regelmäßig an der Krebsvorsorge teilnehmen. (Dtsch Med Wochenschr 2012; doi:10.1055/s-0032-1304928 und Diabetes Care 2012; 35: 299-304)

(Deutsche Diabetes Gesellschaft, 11.05.2012 – NPO)

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