Biologie

Deutschland wird zum Tigermücken-Risikogebiet

Mildere Winter ermöglichen Überleben des aus Asien stammenden Insekts

Eine weibliche Stechmücke der Art Aedes albopictus saugt Blut von einem Menschen, deutlich ist der bereits mit menschlichem Blut gefüllte Hinterleib zu erkennen. © CDC/ James Gathany

Der Klimawandel macht auch Deutschland zukünftig zu einem Risikogebiet für die Krankheiten übertragende Stechmücke Aedes albopictus. Diese ursprünglich aus Asien in den Mittelmeerraum Europas eingeschleppte Mückenart überträgt unter anderem das Gelbfieber, das West-Nil-Virus und das Denguefieber. Die Klimastudie eines internationalen Forscherteams zeigt nun, dass Aedes albopictus dank milderer Winter inzwischen auch in unseren Gefilden überleben kann. Belgien, die Niederlande und Deutschland müssten daher zukünftig auch als Hotspots für diesen Krankheitsüberträger angesehen werden, berichten die Forscher im Fachmagazin „Journal of the Royal Society Interface“.

„Angesichts jüngster Ausbrüche von Chikungunya- und Denguefieber in Europa muss die Ausbreitung von Aedes albopictus in den Hochrisikoländern genau überwacht werden“, schreiben Cyril Caminade von der University of Liverpool und seine Kollegen. Dazu gehörten neben Zypern, Bulgarien, der Slowakei, der Türkei und Portugal auch die Benelux-Länder, Deutschland und Großbritannien.

Bisher nur vereinzelt in Deutschland beobachtet

Noch seien Stechmücken der Art Aedes albopictus nur vereinzelt in Deutschland und anderen Ländern Nordwesteuropas beobachtet worden, sagen die Forscher. Obwohl das Klima bereits heute das Überleben der wärmeliebenden Mücke erlaube, deute dies darauf hin, dass die Art sich noch nicht dauerhaft dort angesiedelt habe. Dies könne aber jederzeit geschehen.

Eingeschleppt werden die Mücken nach Angaben Forscher vor allem über den europaweiten Transport gebrauchter Autoreifen: Denn die Mückenweibchen legen ihre Eier bevorzugt in Wasserpfützen ab, wie sie in den Hohlräumen von im Freien lagernden Reifen entstehen. Aber auch andere kleine Wasseransammlungen reichen den Mückenlarven aus, um sich zu entwickeln.

Regionale Klimamodelle ausgewertet

Frontalansicht einer Stechmücke der Art Aedes albopictus. © CDC/ James Gathany

Für ihre Studie hatten die Forscher anhand von drei unterschiedlichen Sätzen regionaler Klimamodelle überprüft, wo in Europa die Bedingungen für das Überleben und die Ansiedelung der Mücken geeignet sind. Diese Daten berechneten sie sowohl für den Zeitraum von 1960 bis 1980 und 1980 bis heute, als auch für die Klimabedingungen, wie sie gegen Ende dieses Jahrhunderts in Europa herrschen sollen. Die Klimadaten verglichen sie dann mit Berichten über das Vorkommen der Stechmücke in den letzten 50 Jahren.

Noch bis 1980 sei Aedes albopictus vor allem im Mittelmeerraum verbreitet gewesen, berichten die Forscher. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten habe sich ihr Verbreitungsgebiet nach Mitteleuropa und auf den Balkan ausgedehnt. Wärmere Winter und mehr Niederschläge hätten dies ermöglicht. Im Mittelmeerraum seien die Klimabedingungen dagegen für die Stechmücke ungünstiger geworden, da dort die Sommer trockener und heißer geworden seien.

(doi:10.1098/rsif.2012.0138)

(Journal of the Royal Society Interface, 25.04.2012 – NPO)

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