Wörter, die sich aus mehr Buchstaben von der rechten Seite der Tastatur zusammensetzen, werden mit positiveren Emotionen assoziiert als Wörter mit mehr „linken“ Buchstaben. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie eines internationalen Forscherteams, die im Springer-Journal „Psychonomic Bulletin & Review“ erschienen ist.
Die Untersuchung zeige erstmals eine Verbindung zwischen der Bedeutung eines Wortes und wie es getippt wird – die Kognitionswissenschaftler Kyle Jasmin vom University College London und Daniel Casasanto von der New School for Social Research, New York, nennen dies den QWERTY-Effekt. QWERTY ist das am weitesten verbreitete, moderne Tastaturlayout im englischsprachigen Raum. Der Name setzt sich aus den ersten sechs Tasten auf der oberen linken Reihe der Tastatur zusammen, von links nach rechts gelesen: QWERTY
QWERTY-Effekt
In der Vergangenheit wurde Sprache nur gesprochen und war somit ausschließlich darauf beschränkt, wie Worte gehört oder gesprochen wurden. Jetzt aber produzieren Finger häufig unsere Sprache – es wird getippt und getextet, und hier kommt die Tastatur ins Spiel: der QWERTY-Effekt. Entwickeln Menschen neue Technologien zur Spracherzeugung, wirken die sich auch auf die Sprache aus, die sie wiedergeben sollen.
Jasmins und Casasantos Studie zeigt nun, dass das viele Tippen einen neuen Mechanismus auslöst, der eine Verschiebung der Wortbedeutung mit sich bringen kann.
Drei Experimente
Manche Wörter enthalten mehr Buchstaben der rechten Tastaturseite, andere mehr linke. In drei Experimenten untersuchten die Wissenschaftler, ob Unterschiede, wie Wörter getippt werden, mit Bedeutungsunterschieden einhergehen. Sie stellten dabei fest, dass die Bedeutung der Wörter – es handelte sich um englische, niederländische und spanische – von der Seite abhing, auf der sie auf der QWERTY-Tastatur eingegeben wurden.
Insgesamt seien Wörter mit mehr Buchstaben auf der rechten Tastaturseite positiver besetzt als Wörter, die mehr Buchstaben der linken Seite enthielten, so die Ergebnisse der Kognitionswissenschaftler. Dieser Effekt wurde in allen drei Sprachen deutlich. Wortlänge, Buchstabenhäufigkeit oder Händigkeit spielten dabei keine Rolle.
„greenwash“ und „LOL“
Den QWERTY-Effekt konnten die Forscher auch bei der Beurteilung der Bedeutung von Kunstwörtern wie „pleek“ beobachten. Am stärksten war er jedoch bei Wortneuschöpfungen und Abkürzungen, die erst nach der Erfindung der QWERTY-Tastatur kreiert wurden, wie etwa „greenwash“ oder „LOL“.
Aber warum ist die Position der Tasten von Bedeutung? Dazu die Wissenschaftler: „Da es mehr Buchstaben links von der Tastaturmitte gibt, könnten die Buchstaben auf der rechten Seite leichter zu tippen sein – daher die positiven Assoziationen. Mit anderen Worten: Tippt man Wörter mit mehr rechtsseitigen Buchstaben, hat man positivere Gefühle, bei eher linkslastigen Wörtern negativere.“
„Willkür des Zeichens“
Sprachwissenschaftler glauben seit langem, dass es keine Verbindung zwischen Bedeutung und Form eines Wortes gibt. Man nennt dies die „Willkür des Zeichens“. Der QWERTY-Effekt geht aber davon aus, dass sich die schriftliche Form eines Wortes durchaus auf die Bedeutung auswirken kann – dies stellt die traditionelle Sicht in Frage.
Sollten Eltern also auf der positiven Seite der Tastatur bleiben, wenn sie einen Namen für ihr Kind suchen – also besser Molly statt Sara? Jimmy statt Fred? „Auf der Suche nach Namen für neue Produkte, Marken oder Firmen ist man möglicherweise gut beraten, wenn man an diese Tastaturbesonderheiten denkt und den ‚rechten‘ Namen wählt“, meinen die Forscher. (Psychonomic Bulletin & Review, 2012; DOI 10.3758/s13423-012-0229-7)
(Springer-Journal Psychonomic Bulletin & Review, 08.03.2012 – DLO)