Paläontologie

Ur-Ozeane: Algen waren Mangelware

Forscher untersuchen Leben in einem 1,1 Milliarden Jahre alten Lebensraum

Durchlichtmikroskopische Aufnahme eines 1,1 Milliarde Jahre alten Gesteins aus der Touirist-Formation in Mauretanien. Bei den dunklen Lagen (hervorgehoben durch die Pfeile) handelt es sich um versteinerte Mikrobenmatten, die hauptsächlich von Cyanobakterien aufgebaut wurden. Die Wellenform deutet auf eine Flachwasserbildung hin, ein Bereich, der einen hohen Nährstoffeintrag gewährleistet. Die blauen Bereiche sind Pyrit. © Universität Göttingen

Algen gibt es seit mehr als 1,5 Milliarden Jahren auf der Erde, doch über ihre Verbreitung in den Ur-Ozeanen war nur wenig bekannt – bis jetzt. Denn nun hat ein internationales Wissenschaftlerteam herausgefunden, dass die Organismen in ihrer heutigen Form entgegen bisheriger Annahmen zu Beginn ihrer Existenz wohl nur wenig verbreitet waren.

In den sauerstoff- und nährstoffarmen Gewässern der damaligen Zeit waren sie den besser angepassten Bakterien unterlegen, schreiben die Forscher der Universität Göttingen und der University of Tennessee in Knoxville in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift „Precambrian Research“.

Gesteinsablagerungen aus Mauretanien untersucht

Anhand von Gesteinsablagerungen aus dem Taoudeni-Becken in Mauretanien lieferten die Wissenschaftler in ihrer neuen Studie erstmals eine detaillierte Beschreibung eines 1,1 Milliarden Jahre alten Lebensraums. Sie untersuchten die gut erhaltenen Meeressedimente auf sogenannte Biomarker hin, die Rückschlüsse auf die Produzenten des organischen Materials ermöglichen.

Dabei wiesen sie unter anderem die Existenz von Cyanobakterien und sehr einfachen Vorläufern der Algen nach, die in der Lage waren, in den vergleichsweise sauerstoffarmen Gewässern der damaligen Zeit zu überleben.

Einfachere Organismen besser abgepasst

„Entgegen der weitverbreiteten Meinung zeigen unsere Ergebnisse, dass Algen, wie wir sie aus heutigen Ozeanen kennen, damals noch keine große Rolle gespielt haben“, erläutert der Göttinger Geobiologe Martin Blumenberg, der die Studie leitete. „Im Vergleich zu modernen, komplizierter aufgebauten Algen waren einfachere Organismen deutlich besser an die damals vorherrschenden Nährstoffbeschränkungen angepasst.“

Die Forscher fanden heraus, dass die untersuchten Organismen vor allem in flachem Wasser Ablagerungen bildeten. Dort ermöglichten ein höherer Nährstoffgehalt und Licht das Wachstum von Bakterienmatten am Meeresboden. In tieferen Bereichen der Ozeane konnten diese Lebensformen, wie sie heute in ähnlicher Form auch in Lagunen im Pazifik zu finden sind, nicht existieren.

Organismen erstaunlich produktiv

„Die damaligen Organismen waren außerdem erstaunlich produktiv“, erklärt Professor Joachim Reitner vom Courant Forschungszentrum Geobiologie der Universität Göttingen. „Durch ihr Wachstum lagerten sich Gesteine ab, die bis zu 30 Prozent aus den organischen Resten dieser Mikroorganismen bestehen.“ (Precambrian Research, Doi:10.1016/j.precamres.2011.11.010.)

(Universität Göttingen, 16.01.2012 – DLO)

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