Forscher haben erstmals erfolgreich gesunde und lebensfähige Affen-Chimären produziert. Die Gewebe dieser Rhesusaffen-Babys enthalten Zellen mit dem Erbgut von bis zu sechs unterschiedlichen Individuen. Die Wissenschaftler erzeugten diese Mischwesen, indem sie Zellen mehrerer Affenembryos miteinander verklebten. Dies habe nur deshalb funktioniert, weil die kombinierten Zellen in einem sehr frühen Stadium waren, in dem sie noch alle Gewebe hervorbringen konnten, berichten die Forscher im Fachmagazin „Cell“.
„Die Möglichkeiten, die dies der Wissenschaft eröffnet, sind enorm“, sagt Studienleiter Shoukhrat Mitalipov vom Oregon National Primate Research Center. Denn bisher sei die Forschung an Chimären größtenteils auf Mäuse beschränkt gewesen. Dabei werden typischerweise Mäuse mit menschlichen Genen und Geweben geschafffen, um diese gezielt manipulieren und untersuchen zu können.
Die Experimente der Forscher zeigen nun, dass der in der Forschung gängige Weg, Mäusechimären zu erzeugen, bei Primaten offenbar nicht funktioniert. Normalerweise werden dafür embryonale Stammzellen eines Organismus in den bereits einige Tage alten Embryo, die sogenannte Blastozyste, eines anderen injiziert. Diese Methode sei jedoch bei den Rhesusaffen gescheitert, berichten die Wissenschaftler. Primatenembryos verhinderten diese Art des Einschleusens offenbar.
Einzelne Zellen im Embryo ausgetauscht
Die Forscher verklebten für ihren Ansatz mehrere erst wenige Stunden alte und nur aus vier Zellen bestehenden Embryos miteinander. „Die zusammengefügten Zellen verschmelzen nicht miteinander, aber bleiben zusammen“, erklärt Mitalipov. Die Zellen arbeiteten dabei zusammen, um Gewebe und Organe zu erzeugen. Die Gewebe im Körper der Affenbabys bestehen daher aus einer Mischung von Zellen unterschiedlicher genetischer Herkunft.
Von den 29 auf diese Weise kombinierten Mischembryonen wuchsen alle bis zum Vielzellstadium heran. 14 von ihnen pflanzten die Forscher Affenweibchen ein. Drei entwickelten sich drei erfolgreich bis zur Geburt. „Alle Affenjungen waren normal groß und wiesen keine offensichtlichen Defekte oder Missbildungen auf“, berichten Mitalipov und seine Kollegen. Die Forscher betonen jedoch, dass es keine Absicht gebe, das jetzt entwickelte Verfahren auf menschliche Embryonen anzuwenden. (Cell, 2012; doi:10.1016/j.cell.2011.12.007)
(Cell / Oregon Health and Science University, 06.01.2012 – NPO)