Klima

Geo-Engineering per CO2-Filter lohnt sich nicht

Forscher errechnen Kosten und Energieverbrauch von Air-Capture Verfahren

Kohlendioxid in der Atmosphäre © IMSI MasterClips/MMCD

Das Herausfiltern des Treibhausgases Kohlendioxid aus der Luft wird als eine Möglichkeit diskutiert, den Klimawandel mittels technischer Verfahren zu bremsen. Doch solche sogenannten Air-Capture-Verfahren wären sehr viel teurer und energieaufwändiger als bisher angenommen. Das zeigt eine Studie US-amerikanische Forscher. Sie beziffern die Kosten für das Air-Capture auf umgerechnet 740 Euro pro Tonne CO2. Das übertrifft vorherige Schätzungen um das Vierfache.

Nach Angaben der Wissenschaftler würde diese Technologie zudem so viel Energie verbrauchen, dass für jede Tonne eingefangenes CO2 eine Tonne CO2 aus fossilen Brennstoffen wieder freigesetzt wird. Damit sei diese Methode zumindest nach heutigem technischem Stand unwirtschaftlich und wenig sinnvoll, konstatieren die Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

Potenzial stark überschätzt

„Angesichts unserer Ergebnisse halten wir das Potenzial der Air-Capture Technologie in bisherigen Studien für stark überschätzt“, schreiben Kurt Zenz House vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) im amerikanischen Cambridge.

Es sei in den nächsten Jahrzehnten deutlich günstiger und lohnender, auf erneuerbare Energien zu setzen oder aber das CO2 dort einzufangen, wo es entstehe – in den Schornsteinen von Kraftwerken und Industrieanlagen. Solche Maßnahmen, beispielsweise durch Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS), würden nach Berechnungen der Forscher in näherer Zukunft maximal 222 Euro pro Tonne CO2 kosten.

Absorptionsflüssigkeit bindet CO2 aus der Luft

Air-Capture-Verfahren sollen das Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre herausfiltern. Dies könnte beispielsweise über Filtertürme, die in der Landschaft verteilt stehen erfolgen. In ihnen würde die Luft über eine spezielle Flüssigkeit geleitet, die das CO2 bindet und konzentriert. Das gelöste CO2 könnte dann isoliert und beispielsweise in unterirdischen Lagern gespeichert werden.

Auf diese Weise könnte man, so die Hoffnung, im Laufe der Zeit die Treibhausgas-Konzentration der Atmosphäre allmählich wieder senken. Dadurch würde sich der Treibhauseffekt abschwächen und die globale Erwärmung könnte gebremst werden.

Starke Verdünnung macht Technologie so teuer

Doch dieser Ansatz des nachträglichen Filterns hat einen großen Nachteil: Die Atmosphäre enthält nur knapp 0,04 Prozent Kohlendioxid. Um größere Gasmengen einzufangen und konzentriert abzuspeichern, müssen daher enorm große Mengen an Luft durch die Filter solcher Anlagen gepumpt werden.

Genau dies ist nach Angaben der Forscher einer der großen Kostenfaktoren: „Die Kosten, um eine Substanz aus einer Mischung abzutrennen, steigen umso stärker, je weniger von diesem Stoff anfangs in der Mischung vorhanden ist“, schreiben die Wissenschaftler.

700 Euro pro Tonne CO2

Während die Abtrennung von CO2 aus dem konzentrierten Abgasstrom eines Kraftwerks nur umgerechnet sieben bis 22 Euro pro Tonne CO2 kostet, müsse man bei der Abtrennung aus der Luft mit deutlich mehr als 700 Euro pro Tonne CO2 rechnen.

Hinzu komme, dass die Pumpen, die den ständigen Luftstrom in den Filteranlagen erzeugen, viel Strom verbrauchen, sagen die Forscher. Klimaneutral lasse sich eine solche Anlage daher nur betreiben, wenn man den dafür benötigen Strom aus erneuerbaren Energiequellen gewinne. Auch dies mache sie – vorerst noch- relativ teuer. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2011; doi: 10.1073/pnas.1012253108).

Informationen zum Weltklimagipfel in Durban finden Sie in unserem Special.

(Proceedings of the National Academy of Sciences / dapd, 06.12.2011 – NPO)

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