Die russische Mars-Mission Phobos Grunt droht zu scheitern. Kurz nach dem Start um 21.16 Uhr MEZ vom Weltraumbahnhof Baikonur aus ist die Raumsonde nach Angaben der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos vom Kurs abgekommen. Zuvor hatte sie sich noch wie vorgesehen von der Trägerrakete, einer Zenit-2, getrennt.
Die Ursache für die Panne ist noch nicht endgültig geklärt, es handelt sich aber offenbar um technische Probleme. Mitarbeiter von Roskosmos arbeiten nun fieberhaft daran, Phobos Grunt wieder auf den planmäßigen Weg zu bringen.
Sind die Maßnahmen erfolgreich, könnte die Sonde vielleicht doch noch im Februar 2013 auf dem Marsmond Phobos landen und dort Proben der Oberfläche sammeln. An der Mission beteiligen sich auch Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Phobos im Visier
Das Team um den Berliner Planetenforscher Professor Jürgen Oberst beschäftigt sich seit längerem nicht nur intensiv mit dem Mars, sondern auch mit Phobos, dem größeren der beiden Marsmonde. Phobos ist rund 9.400 Kilometer vom Marsmittelpunkt entfernt und umkreist den Mars in 7,6 Stunden etwa 6.000 Kilometer über dessen Oberfläche.
Die wichtigste Datenquelle der Wissenschaftler sind zurzeit Bilder, die von der vom DLR betriebenen Stereokamera HRSC – High Resolution Stereo Camera – an Bord der ESA-Raumsonde Mars Express zur Erde übertragen werden.
Neukartierung des Phobos geplant
Mithilfe dieser Bilder konnten die DLR-Planetenforscher die bislang ungenauen Umlaufbahnen von Phobos präzisieren. Die in den vergangenen Jahren gesammelten Daten erlaubten eine genaue Kartierung und Vermessung dieses geologisch außergewöhnlichen planetaren Körpers. Sie bilden die Grundlage für die Neukartierung, die eigentlich während der Phobos Grunt-Mission vorgesehen ist.
Phobos Grunt soll aber auch die Marsumgebung fest im Blick haben: 15 Instrumente sind dazu an Bord, darunter mehrere Kameras, Spektrometer und ein Radar. „Bevor Phobos Grunt landen kann, wird die voraussichtliche Landestelle auf der Mars abgewandten Seite von Phobos nochmals genau vermessen. Dazu folgt das Raumschiff zunächst dem Mond auf seiner Bahn um den Mars. Für die Landung selbst sind nur 40 Minuten vorgesehen. Bei diesem komplizierten Manöver werden Laser, Radar und Kameras den Landeapparat leiten“, berichtet DLR-Planetenforscher Oberst.
Landemodul soll weiterarbeiten
Zum Einsammeln der Proben mit dem Roboterarm bleiben gerade einmal 17 Minuten. „Nur in dieser kurzen Zeit sind die Beleuchtung der Landestelle und gleichzeitig der Kontakt zur Erde gewährleistet. Danach hebt die Rückkehrkapsel mit rund 200 Gramm Probenmaterial von der Oberfläche ab und macht sich auf den Rückweg zur Erde“, erläutert der Experte weiter. Bis August 2014 sollen die Proben des Mars-Mondes die Erde erreichen.
Das Landemodul, bestückt mit mehreren wissenschaftlichen Geräten, soll noch ein weiteres Jahr auf der Oberfläche von Phobos arbeiten und Messdaten übertragen. Alle diese Ziele sind nun durch die Panne nach dem Start in Frage gestellt. Phobos Grunt war die erste Raumsonde, die seit 1996 von Russland aus gestartet ist.
Mehr zum Thema finden Sie im Dossier „Mehr Licht im Dunkel der Mars-Trabanten“
(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 09.11.2011 – DLO)