Medizin

Molekül macht immun gegen Ebola

Abwehrmechanismus blockiert Protein und damit das Einfallstor für den Erreger

Gleich zwei Forscherteams haben jetzt wichtige Durchbrüche im Kampf gegen das tödliche Ebola-Virus erzielt. Sie fanden heraus, welches körpereigene Protein dem Virus beim Eindringen in die menschlichen Zellen hilft. Und es gelang ihnen, diese Eintrittspforte mit einem Wirkstoff zu blockieren. Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature“ berichten, eröffne dies erstmals die Chance, ein Heilmittel gegen die tödliche und bisher nicht behandelbare Infektionskrankheit zu entwickeln.

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Die Forscher stellten fest, dass ein für den Transport des Blutfetts Cholesterin genutztes Molekül eine entscheidende Rolle bei der Infektion spielt. Das Protein Niemann-Pick C1 (NPC1) sorgt normalerweise dafür, dass Cholesterin in das Zellinnere gelangt und dort verarbeitet wird. Fehlt dieses Protein, ist eine schwere Erbkrankheit die Folge. Es gibt aber noch einen weiteren Effekt: „Wenn die Zellen dieses Protein nicht herstellen, können sie auch nicht durch den Ebola-Virus infiziert werden“, sagt Kartik Chandran vom Albert Einstein College of Medicine in New York, einer der Autoren der ersten Studie.

99-prozentige Immunität

Eine Blockade dieses Proteins verleihe eine 99-prozentige Immunität gegen das tödliche Virus. Diesen Effekt beobachteten die Forscher sowohl in Zellkulturen als auch in Versuchen an Mäusen. Zwar würde die Protein-Blockade auch den Cholesterin-Transport in den Zellen stören. „Aber wir halten das für tolerierbar“, sagt Chandran. „Die meisten Ausbrüche sind sehr kurzlebig, daher würde man eine solche Behandlung nur für eine kurze Zeit benötigen.“

Einen Wirkstoff, der das Protein NPC1 blockiert, hat die zweite Forschergruppe entdeckt und getestet. Sie hatten dafür tausende von Arzneistoffen und Molekülen mit Hilfe eines Suchroboters durchmustert. Eine der Substanzen erwies sich als hochgradig wirksam gegen Ebola: Sie habe Zellen zuverlässig vor einer Infektion mit dem Virus geschützt, berichten die Forscher um James Cunningham von der Harvard Medical School in Boston. „Solche kleinen Moleküle, die NPC1 angreifen und die Ebola-Infektion dadurch hemmen, haben das Potenzial, um daraus antivirale Wirkstoffe zu entwickeln“, sagt Cunningham.

Zu 90 Prozent tödlich

Das in Afrika verbreitete Ebola-Virus gilt als einer der tödlichsten Krankheitserreger. Nach Angaben der Forscher sterben bis zu 90 Prozent der erkrankten Menschen daran. Die Infektion mit dem Virus ruft ein mit starken inneren Blutungen verbundenes Fieber hervor und führt schließlich über Organversagen zum Tode. Ein Mittel gegen die Ebola-Krankheit oder eine Impfung gibt es bisher nicht. Die neu entdeckte Ansatzstelle könne dies nun endlich ändern, sagen die Forscher.

Die Versuche haben auch ergeben, dass die Blockade des NPC1-Proteins sehr selektiv nur vor dem Ebola-Virus und dem nah verwandten Marburg-Virus schützt. Gegen andere Viren und Krankheitserreger helfe sie dagegen nicht, sagen die Wissenschaftler. (Nature, 2011; DOI: 10.1038/nature10348; DOI: 10.1038/nature10380)

(Nature / Albert Einstein College of Medicine / dapd, 26.08.2011 – NPO)

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