Der Zwergplanet Pluto besitzt nicht drei, sondern vier Monde: Astronomen haben mithilfe des Weltraumteleskops Hubble einen bisher unbekannten vierten Trabanten in der Umlaufbahn um Pluto entdeckt. Der P4 getaufte Brocken besitzt nach Schätzungen der NASA-Forscher einen Durchmesser von nur 13 bis 24 Kilometern und ist damit der kleinste der Plutomonde. Seine Umlaufbahn liegt zwischen der von Nix und Hydra, die beide erst 2005 ebenfalls durch das Weltraumteleskop aufgespürt wurden.
Pluto, bis 2006 neunter und äußerster Planeten des Sonnensystem, gilt heute als Zwergplanet. Mit nur 2.390 Kilometern Durchmesser und einer extrem elliptischen Umlaufbahn ist er wahrscheinlich nur einer von vielen ähnlichen Objekten im Kuipergürtel jenseits der Neptunbahn. Plutos größter Mond Charon wurde bereits 1978 entdeckt. Er ist mit 1.043 Kilometern Durchmesser fast halb so groß wie der Zwergplanet. Beide galten daher zeitweilig als „Doppelplanet“. Sie umkreisen sich im Abstand von 19.000 Kilometern gegenseitig.
Bereits die Entdeckung der beiden kleinen Monde Nix und Hydra im Jahr 2005 war eine Überraschung, da sie erstmals belegten, dass auch ein solcher „Doppelplanet“ weitere Monde besitzen kann. Nix und Hydra sind nach aktuellen Schätzungen nur zwischen 32 und 113 Kilometer groß und umkreisen Pluto in Entfernungen von 65.000 und 50.000 Kilometern.
Nur ein schwacher Lichtfleck
Der neue Mond P4 ist nun nach neuesten Messungen noch kleiner als Nix und Hydra und umkreist den Pluto zwischen ihnen. Bereits im Jahr 2006 könnte er in Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble als schwacher Lichtfleck zu sehen gewesen sein, sagen die Forscher. Doch die Belichtungszeit sei damals nicht ausreichend gewesen, um darin definitiv einen Mond zu erkennen.
Erst Bilder mit längerer Belichtungsdauer vom 28. Juni 2011 lieferten Klarheit. Weitere Beobachtungen am 3. und 18. Juli bestätigten den Fund. „Ich finde es bemerkenswert, dass die Kameras von Hubble ein so winziges Objekt über mehr als fünf Milliarden Kilometer Entfernung so deutlich zeigen“, sagt Mark Showalter, Leiter des Pluto-Beobachtungsprogramms am SETI Institute im kalifornischen Mountain View.
Kollision schuf Monde
Astronomen gehen davon aus, dass Charon und die anderen Monde des Pluto-Systems durch eine Kollision im frühen Sonnensystem entstanden. Der Zusammenstoß des Zwergplaneten mit einem anderen planetengroßen Objekt schleuderte Trümmerstücke in Umlaufbahnen um Pluto. Im Laufe der Zeit verdichteten sie sich und bildeten die Monde – darunter auch den neuen Mond P4. Möglicherweise existieren sogar Ringe um den Zwergplaneten. Einschläge von Minibruchtstücken der urzeitlichen Kollision könnten Material aus der Pluto-Oberfläche hinausschlagen, das dann in einer Kreisbahn eingefangen bleibt. Bisher ließen sich solche Ringe jedoch nicht nachweisen.
Neues Ziel für NASA-Mission „New Horizons“
„Das ist eine fantastische Entdeckung“, sagt Alan Stern vom Southwest Research Institute in Boulder, Colorado. Nun könnte die NASA-Sonde „New Horizons“, die 2015 das Pluto-System erreichen wird, einen nahen Vorbeiflug an P4 einplanen. Von der 2006 gestarteten Pluto-Mission erhoffen sich die Astronomen wertvolle Informationen über die Zwergplaneten und Planetoiden am Rand unseres Sonnensystems. Das Weltraumteleskop beobachtet zurzeit Pluto und seine Umgebung besonders intensiv, um möglichst günstige und wissenschaftlich ertragreiche Flugbahnen der Raumsonde zu ermitteln.
(NASA, 22.07.2011 – NPO)