Paläontologie

Horn des letzten Dinosauriers entdeckt

Fossilfund stammt aus letzten zehntausend Jahren vor dem Ende der Kreidezeit

Primitive Säugetiere auf einem Triceratops-Skelett © Mark Hallett

In einer Gesteinsformation im US-Bundesstaat Montana haben Forscher ein fossiles Horn des jüngsten bisher bekannten Dinosauriers entdeckt. Das Tier lebte wahrscheinlich nur wenige tausend bis zehntausend Jahre vor dem großen Massenaussterben vor 65 Millionen Jahren. „Diese Entdeckung liefert einige Belege dafür, dass die Dinosaurier nicht bereits ausstarben, bevor der Meteorit einschlug“, sagt Studienleiter Tyler Lyson von der Yale University.

Gängiger Theorie nach soll ein Meteoriteneinschlag die globale Katastrophe ausgelöst haben. Ob die Dinosaurier zu diesem Zeitpunkt noch existierten, ist umstritten. Fossilienbelege aus der Zeit unmittelbar vor der Katastrophe fehlten bisher. Der aktuelle Fund könnte diese Lücke nach Ansicht der Forscher nun schließen. Wie sie im Fachmagazin „Biology Letters“ berichten, fanden sie das fossile Dinosaurierhorn nur knapp 13 Zentimeter unterhalb der so genannten K-T-Schicht. Diese Gesteinsschicht markiert den Zeitpunkt des Massenaussterbens und damit das Ende der Kreidezeit. Bisher galt der Bereich von drei Metern unter der Grenzschicht als weitgehend dinosaurierfrei.

„Unsere Entdeckung deutet darauf hin, dass diese Drei-Meter-Lücke nicht existiert“, sagen die Forscher. Zumindest einigen Dinosauriern sei es bis zum Impakt offenbar gut gegangen. Die Nähe ihres Fundes zur K-T-Schicht belege dies.

Zufallsfund an der K-T-Grenze

Der Fund des Dinosaurierfossils in der Hell-Creek-Formation im Osten Montanas sei ungeplant gewesen, berichtet Lyson. Eigentlich suchten die Yale-Paläontologen dort im Sommer 2010 nach Säugetierfossilien aus der Zeit nach dem Massenaussterben. Durch Zufall seien sie in einer Sedimentablagerung auf das braune Horn eines Ceratopsiers gestoßen. Bekanntester Vertreter dieser pflanzenfressenden Dinosaurier ist der gehörnte und am Kopf stark gepanzerte Triceratops.

Um die genaue Lage des Fossils in Relation zur K-T-Grenze zu ermitteln, ließen die Forscher Proben der umliegenden Bodenschichten im Labor analysieren. Als Indikator für die Grenzschicht gelte unter anderem die plötzliche Abnahme kreidezeitlicher Pollen im Sediment und eine Anreicherung mit dem seltenen Element Iridium. Die Auswertung ergab, dass das Horn nur knapp 13 Zentimeter unterhalb der K-T-Schicht lag – so dicht wie kein anderer Dinosaurierfund zuvor.

Stephen Chester entdeckte den letzten Dinosaurier © Tim Webster

Dinosaurier lebte noch zehntausend Jahre vor dem Massenaussterben

Der Dinosaurier – wahrscheinlich ein Triceratops – habe wahrscheinlich frühestens tausend bis zehntausend Jahre vor dem Massenaussterben gelebt, sagen die Forscher. Eine exaktere Altersbestimmung des Fossils sei aber bisher nicht möglich. Aufgrund seiner Lage in einer intakten Tonsteinschicht schließen sie jedoch aus, dass es nachträglich aus älteren Schichten an seine Position gespült wurde.

Das Forscherteam untersucht zurzeit bereits weitere, nahe an der Grenzschicht begrabene Fossilien. Ihrer Ansicht nach könnten auch viele bereits bekannte Funde viel näher an der K-T-Grenze gelegen haben als angenommen. “Das sollten wir bestätigen können, indem wir die Bodenanalysentechnik einsetzen, statt die Lage der Grenzschicht nur durch visuelle Begutachtung der Gesteinsformationen einzuschätzen, wie in der Vergangenheit üblich“, sagt Lyson. (Biology Letters, DOI: 10.1098/rsbl.2011.047)

(Biology Letters / Yale University, 14.07.2011 – NPO)

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