Geowissen

Chinas Schwefelemissionen bremsten Klimawandel

Forscher finden Erklärung für rätselhafte „Pause“ bei der globalen Erwärmung

Das Schwellenland China hat das Weltklima trotz seiner hohen Treibhausgas-Emissionen zeitweilig nicht angeheizt, sondern sogar abgekühlt. Klimaforscher haben herausgefunden, dass die durch Verbrennung von Kohle erzeugten Schwefelemissionen des Landes für eine bisher rätselhafte „Pause“ im Klimawandel verantwortlich sind: Zwischen 1998 und 2008 blieben die globalen Durchschnittstemperaturen nahezu gleich, obwohl der menschliche Ausstoß von Treibhausgasen in diesem Zeitraum weiter anstieg.

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„Diese scheinbare Widerspruch könnte ein Grund sein, warum die Öffentlichkeit dem anthropogenen Klimawandel zunehmend skeptisch gegenüber steht“, sagt das Team um die renommierten Klimaexperten Michael Mann und Robert Kaufmann von der Boston University. In ihrer Analyse stellten die Forscher fest, dass der vorübergehende Stillstand der globalen Erwärmung durch drei Faktoren ausgelöst wurde: Zum einen eine überproportional große Steigerung der Kohleverbrennung in China, die den Schwefelgas-Ausstoß in die Höhe schnellen ließ. Gleichzeitig verringerte sich die Sonneneinstrahlung auf die Erde durch eine geringe solare Aktivität. Und zusätzlich sorgte ein La Niña-Effekt im Pazifik für eine abkühlende Wirkung.

„Menschliche Aktivitäten, die den Planeten erwärmen und abkühlen, heben sich nach 1998 gegenseitig auf. Das erlaubt es natürlichen Variablen, eine signifikantere Rolle zu spielen“, sagen die Forscher in der Online –Ausgabe des Fachmagazins „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Seit 2009 steigen die globalen Temperaturen allerdings wieder an.

Mehr Kohleverbrennung durch Chinas Energiehunger

Mit steigendem Wirtschaftswachstum wächst auch der Energiehunger Chinas – und damit vor allem der Verbrauch fossiler Brennstoffe – immer schneller. Die Analyse der Klimaforscher ergab, dass das Land in den vier Jahren von 2003 bis 207 seinen Kohlenverbrauch verdoppelte. Zum Vergleich: 1980 bis 2002 dauerte diese Verdoppelung noch 22 Jahre.

Bei der Verbrennung von Kohle werden nicht nur Treibhausgase wie Kohlendioxid freigesetzt, es entstehen auch Schwefelgase. Von diesen ist bekannt, dass sie in der Atmosphäre abkühlend wirken können, die winzigen Schwebteilchen werfen das einfallende Sonnenlicht ins All zurück. In den Industrieländern haben Umweltschutzbemühungen den Schwefelgas-Ausstoß schon seit den 1970er Jahren reduziert, in den Entwicklungs- und Schwellenländern ist dies bisher kaum der Fall.

Vorübergehende Abkühlung durch Schwefelemissionen

In ihrer Studie ermittelten die Klimaforscher, dass der Anstieg der Kohleverbrennung ab 2002 ausreichend Schwefelgase freisetzte, um den menschengemachten Treibhauseffekt teilweise auszugleichen. Von 0,24 Watt pro Quadratmeter (W/m2) wie noch 1997 bis 2002 sank der wärmende Effekt auf nur noch 0,13 W/m2 zwischen 2002 und 2007.

Diese Verlangsamung der anthropogenen Erwärmung sei durch zwei natürliche Klimafaktoren noch verstärkt worden, sagen die Forscher. So habe die in einem Zyklus von elf Jahren schwankende Sonnenaktivität ab 2002 nachgelassen. Dadurch lieferte die Sonne 0,18 W/m2 weniger Strahlungsenergie als zuvor. Eine regionale Abkühlung über dem Pazifik durch den so genannten La Niña -Effekt habe den Trend noch verstärkt.

Gängige Modelle stimmen

Nach Ansicht der Klimaforscher belegen diese Ergebnisse, dass die gängigen Modelle und Vorstellungen zu den Ursachen des Klimawandels nach wie vor stimmen. Für die Zukunft sei dies jedoch kein Grund zur Entwarnung. Der Erde könnte sogar eine Phase besonders rascher Erwärmung bevorstehen: Wenn die solare Aktivität wieder zunimmt und Schwellenländer wie China im Rahmen von Umweltschutzmaßnahmen ihren Ausstoß von Luftschadstoffen wie Schwefel reduzieren. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2011; DOI: 10.1073/pnas.1102467108)

(Boston University / Proceedings of the National Academy of Sciences, 05.07.2011 – NPO)

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