Das Immunsystem junger Frauen schützt sie besser vor einer gewöhnlichen Erkältung als Männer und ältere Frauen. Der Grund: Ihre Antikörper-Abwehr reagiert stärker auf eine Infektion mit dem Rhinovirus. Das haben australische Forscher jetzt anhand von Labortests herausgefunden. Da der Schutz nach den Wechseljahren nachlässt, spielen vermutlich die weiblichen Geschlechtshormone eine wichtige Rolle, welche genau, muss nun noch geklärt werden.
Rhinoviren sind die häufigsten Ursachen für Erkältungen, gelten aber auch als Auslöser für akute Asthma-Anfälle. Für andere Infektionen gibt es Hinweise darauf, dass nicht alle Menschen gleich anfällig sind: Oft sind Männer häufiger und stärker betroffen, während Frauen eine ausgeprägtere Immunreaktion zeigen und damit besser gewappnet sind. Ob dies allerdings auch für Rhinoviren gilt, war bisher ungeklärt. Eine Forschergruppe der School of Medicine der Universität von Queensland in Australien hat nun untersucht, welche Rolle Geschlecht und Alter für diese Form der Erkältung spielen.
„Während gesunde Menschen kaum von den Viren beeinträchtigt werden, können sie Asthmapatienten und Menschen mit anderen chronischen Lungenerkrankungen heftig zusetzen“, erklärt John Upham, der Leiter der Studie. „Wenn wir nach neuen Behandlungsmethoden zur Verhinderung dieser Infektionen suchen, müssen wir die Auswirkung von Hormonen und deren Beeinflussung des Immunsystems unter die Lupe nehmen.“
Für ihre Studie sammelten die Forscher mononukleare Blutzellen von 63 gesunden Freiwilligen und sortierten sie nach Geschlecht und in zwei Altersgruppen (50 und jünger und 52 und älter). Anschließend wurden die Zellen zusammen mit Rhinoviren in Kultur gehalten. Nach 24 Stunden ermittelten die Wissenschaftler den Gehalt des Signalproteins Chemokin IP-10, das die Aktivität der unspezifischen, angeborenen Immunabwehr anzeigt. Fünf Tage später wurde auch der Wert der Immunproteine IFN-Gamma und IL-13 gemessen, der als Anzeiger für die Aktivität der erworbenen, adaptiven Immunreaktion gilt.
Die Ergebnisse: In Bezug auf die unspezifische Immunantwort gab es kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern oder Altersgruppen. Anders dagegen bei der adaptiven Immunreaktion, die durch Ausschüttung von spezifischen Antikörpern gegen die Krankheitserreger gekennzeichnet ist. Hier zeigte sich eine signifikant höhere Konzentration der Immunmoleküle in Zellkulturen von Frauen der jüngeren Altersgruppe. Offensichtlich reagiert ihre Immunsystem deutlich heftiger gegen das Erkältungsvirus.
Nach Angaben der Forscher bestätigt dies nicht nur die Studienergebnisse bei anderen Infektionen, die Werte geben auch Aufschluss darüber, warum vor allem jüngere Frauen besser gegen eine Erkältung gewappnet scheinen: „Weil dieser Geschlechtsunterschied vor allem in jüngeren Personen von weniger als 50 Jahren auftrat, aber nicht in der Altersgruppe von 52 und älter, ist diese Reaktion wahrscheinlicher auf hormonelle Einflüsse zurückzuführen als auch eine genetische Regulation“, so die Forscher.
Diese Erkenntnis hat nicht nur Auswirkung auf zukünftige Studien und die Zusammenstellung der dafür geeigneten Versuchsteilnehmer, sie eröffnen auch neue Möglichkeiten und Ansatzstellen für eine Behandlung und Impfung gegen Rhinoviren. (Respiratory Research, 2011; doi:10.1186/1465-9921-11-184)
(Respiratory Research, 28.06.2011 – NPO)