Die NASA-Raumsonde Dawn befindet sich derzeit im Anflug auf den Asteroiden Vesta, den sie am 16. Juli 2011 erreichen wird. Doch bereits jetzt sind dem Kamerasystem an Bord detailliertere Aufnahmen des Himmelskörpers gelungen. Die jüngsten Bilder lassen bereits schemenhaft den bekannten, gewaltigen Krater auf Vestas Südseite erkennen. Sie zeigen aber auch einen rätselhaften dunklen Fleck in der Äquatorialregion des Asteroiden.
„In unseren Aufnahmen wird Vesta nun immer schärfer“, sagt Andreas Nathues vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), der wissenschaftliche Leiter des Kamerateams. In dieser frühen Anflugphase dienen die Bilder jedoch in erster Linie der Navigation. Die Aufnahmen, die am 1. Juni entstanden sind und am MPS sorgfältig verarbeitet wurden, zeigen nun erstmals einen dunklen Fleck mit einem Durchmesser von etwa 100 Kilometern in der Nähe des Äquators.
Dawn schwenkt in Umlaufbahn ein
„Was dieser Fleck genau ist, werden wir erst in einigen Wochen wissen, wenn wir dem Asteroiden deutlich näher gekommen sind“, erklären Vishnu Reddy und Lucille Le Corre vom MPS, die die Aufnahmen ausgewertet haben. Ältere Bilder des Weltraumteleskops Hubble hatten eine ähnliche Struktur erkennen lassen. „In den jüngsten Bildern der Dawn Framing Camera entspricht ein Pixel 45 Kilometern auf Vestas Oberfläche“, so Holger Sierks, der als Co-Investigator an der Dawn-Mission beteiligt ist. Die Auflösung reicht somit langsam an die der besten Hubble-Aufnahmen heran.
„In den nächsten Wochen werden wir Vesta genauer zu Gesicht bekommen als je zuvor”, so Sierks. Denn am 16. Juli 2011 wird die Raumsonde in eine Umlaufbahn um den Asteroiden einschwenken und diesen etwa ein Jahr lang begleiten. Vesta kreist jenseits der Umlaufbahn des Mars im so genannten Asteroidengürtel um die Sonne.
Forscher untersuchen erstmals Asteroiden aus großer Nähe
Die beteiligten Wissenschaftler, zu denen auch Forscher vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehören, haben dann erstmals die Gelegenheit, einen Asteroiden aus großer Nähe zu untersuchen. Die Planetenforscher sind sich sicher, dass sich der Asteroid Vesta nach seiner Entstehung vor 4,6 Milliarden Jahren kaum verändert hat – „wir fliegen sozusagen in die Morgendämmerung des Sonnensystems“, erklärt Professor Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin.
Bis zur Ankunft bei Vesta zeichnet das Kamerasystem weiterhin den Asteroiden während seiner Annäherung auf. Aus der Umlaufbahn um Vesta wird die Kamera dann aus einer Entfernung von zeitweise nur noch 200 Kilometern auf die Oberfläche blicken.
Nach Vesta kommt Ceres
Spannend bleibt es für die Wissenschaftler aber auch während des Anflugs: Mit der größeren Nähe zum Asteroiden werden sie unter anderem die Herkunft des schwarzen Flecks mit einem Durchmesser von 100 Kilometern erforschen können, den die Kamera jetzt aufzeichnete.
Nach dem Besuch bei Vesta reist Dawn zum Asteroiden Ceres weiter, an dem sie voraussichtlich im Februar 2015 ankommen wird.
Video: Oberfläche von Asteroid Vesta in Sicht
(Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, 14.06.2011 – DLO)