Mehr als 42 Millionen Menschen weltweit mussten im Jahr 2010 vor einer Naturkatastrophe fliehen und ihre Heimat verlassen. Besonders schwer betroffen war Asien: Hier sorgten allein die Überschwemmungen in Pakistan und China für zusammen mehr als 26 Millionen Katastrophen-Flüchtlinge. 90 Prozent der Katastrophen in den letzten Jahren sind klimabedingt, ihr Ausmaß und ihre Häufigkeit werden mit dem fortschreitenden Klimawandel weiter ansteigen.
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In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Anzahl der Naturkatastrophen weltweit von rund 200 auf 400 pro Jahr verdoppelt. Besonders stark nahmen dabei die klimabedingten Ereignisse wie Stürme, Überschwemmung oder Dürren zu. Solche Ereignisse zerstören immer wieder auch Orte und Infrastrukturen und machen Gebäude kurzzeitig oder sogar auf Dauer unbewohnbar. Entsprechend hoch ist auch die Zahl der Menschen, die durch ein solches Ereignis ihr Obdach und ihre Heimat verlieren und flüchten müssen.
90 Prozent klimabedingt
In einem aktuellen Bericht haben jetzt der Norwegian Refugee Council (NRC) und das Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) in Genf die Anzahl der im Jahr 2010 durch Naturkatastrophen Vertriebenen erfasst. Mehr als 42 Millionen Menschen sind demnach 2010 zur Flucht vor Sturm, Wasser oder Trockenheit gezwungen worden, im Jahr 2009 waren es 17 Millionen, im Jahr 2008 36 Millionen. „Die Größenordnung der Vertreibung ist enorm”, erklärt Elisabeth Rasmusson, Generalsekretärin des Norwegian Refugee Council (NRC).
90 Prozent der im Jahr 2010 Vertriebenen musste vor einem klimabedingtem Ereignis fliehen, meist Überschwemmungen oder Stürme. „Die Intensität und Häufigkeit von Extremwetter-Ereignissen steigt und dieser Trend wird sich fortsetzen“, so Rasmusson. „Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Anzahl der Betroffenen weiter ansteigen, wenn der menschengemachte Klimawandel an Fahrt gewinnt. Mit der Art, in der das internationale Katastrophenschutz-System heute aufgestellt ist, werden wir dem nicht adäquat begegnen können.“
„Mega-Katastrophen“ besonders prägend
Die großen Schwankungen zwischen den letzten Jahren sind vor allem auf den überproportional großen Einfluss von „Mega-Katastrophen“ wie den Überschwemmungen in China und Pakistan im Jahr 2010 und den Erdbeben in Chile und Haiti zurückzuführen. Allein in Pakistan waren während der Hochwasserkatastrophe elf Millionen Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, ihre Existenz wurde durch die Wassermassen zerstört. In China vertrieben Überschwemmung mehr als 15 Millionen Menschen. Insgesamt war Asien im Jahr 2010 die mit Abstand am schwersten betroffene Region weltweit.
Die Angaben des Berichts beziffern die Anzahl der in dem betreffenden Jahr neu vertriebenen Menschen, Sie berücksichtigen dabei nicht, wie lange diese Flucht anhält – ob für Wochen, Jahre oder sogar für immer – und wie viele Flüchtlinge es aus vergangenen Jahren noch gibt. Während sich das Ausmaß der Naturkatastrophen nur bedingt beeinflussen lässt, appellieren die beteiligten Organisationen daran, die Vertriebenen so zu versorgen, dass sie Schutz und Hilfe erhalten und ihnen ein Neubeginn möglich ist.
„Jede einzelne Zahl in diesem Bericht ist eine Person, deren Leben schwer betroffen ist und es ist lebenswichtig, dass diese Frauen, Männer und Kinder, die durch Folgen des Klimawandels und Naturkatastrophen vertrieben wurden, die Hilfe und den Schutz erhalten, den sie brauchen“, erklärt Rasmusson. „Dieser Bericht liefert uns Belege für das Ausmaß und die Dringlichkeit des Problems, die wir nicht ignorieren können. Wir müssen die gemeinsamen Anstrengungen verstärken, Vertreibungen durch Naturkatastrophen zu verhindern und die bereits Vertriebenen besser zu schützen.“
(Internal Displacement Monitoring Centre / Norwegian Refugee Council, 08.06.2011 – NPO)