Wer abends vor einem LED-Bildschirm sitzt, verzögert seinen Schlaf-Wach-Rhythmus und ist damit geistig deutlich fitter. Dies berichten Schlafforscher der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel und Kollegen des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart in der Fachzeitschrift „Journal of Applied Physiology“. In ihrer Untersuchung reagierten Testpersonen vor Computern mit LED-Bildschirmen deutlich schneller, fühlten sich wacher und schnitten in einem kognitiven Test klar besser ab.
Immer mehr Menschen verbringen ihre Zeit vor Fernsehern oder Computerbildschirmen, die mit einer sogenannter LED (Light Emitting Diodes)-Hintergrundbeleuchtung ausgestattet sind. Diese gibt bei ungefähr 464 Nanometern Wellenlänge vermehrt blaues Licht ab, auf das unsere Augen besonders empfindlich reagieren.
LED-Wellenspektrum beeinflusst Melatonin-Spiegel
Jetzt hat eine Studie von Schlafforschern der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel und des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart ergeben, dass das LED-Licht auch den Hormonspiegel und damit den Schlaf- Wach-Rhythmus beeinflusst. Licht in diesem Wellenlängenbereich beeinflusst offenbar den Spiegel des Schlafhormons Melatonin und die kognitive Leistungsfähigkeit am Abend besonders stark.
Reaktionszeit und Konzentration besser
Im Experiment hatten 19- bis 35-jährige männliche Testpersonen, die abends fünf Stunden vor den LED-Bildschirmen verbrachten, im Vergleich mit jenen vor Computerbildschirmen mit konventioneller Beleuchtung eine um bis zu 20 Prozent schnellere Reaktionszeit. Sie waren subjektiv und objektiv wacher und wiesen in einem Wortpaarlerntest die besseren Resultate auf. Zudem war bei ihnen das Schlafhormon Melatonin länger unterdrückt.
Müdigkeit kommt später
Bildqualität und Sehkomfort wurden bei beiden Bildschirm-Bedingungen gleich bewertet, wobei Bildschirme ohne LED-Technologie als eher heller eingestuft wurden. Für Menschen, die lange am Bildschirm arbeiten müssen, könnten LEDs daher die Technik der Wahl sein. Wer jedoch abends eher früh ins Bett will und früh aufstehen muss, könnte Probleme bekommen, einzuschlafen. Die Forschenden schlagen daher vor, Computerbildschirme herzustellen, deren Wellenlängenprofile individuell programmiert werden können, so dass abends der Schlaf-Wach-Rhythmus nicht gestört wird. (Journal of Applied Physiology, 2011; doi:10.1152/japplphysiol.00165.2011)
(Universität Basel, 25.03.2011 – NPO)