Ein internationales Wissenschaftlerteam hat 13 neue genetische Risikofaktoren für einen Herzinfarkt identifiziert. Insgesamt sind damit jetzt 23 genetische Varianten bekannt, die die Herzinfarktgefahr deutlich erhöhen, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Nature Genetics“.
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Jedes Jahr sterben in Europa rund 750.000 Menschen an einem Herzinfarkt. Die zugrunde liegende Atherosklerose der Herzkranzarterien und der Herzinfarkt gehören damit zu den häufigsten Todesursachen überhaupt. Dass vererbbare Risikofaktoren eine noch größere Rolle bei der Entstehung der Erkrankung spielen als ohnehin gedacht, konnte nun eine bislang weltweit beispiellose Studie zeigen.
Mehr als 150 Wissenschaftler im Einsatz
Mehr als 150 Wissenschaftler untersuchten darin 22.000 Patienten mit so genannter koronarer Herzkrankheit (KHK) und 65.000 gesunde Personen, um Regionen im menschlichen Genom zu finden, die mit einem erhöhten Risiko für die KHK und den Herzinfarkt vergesellschaftet sind. Die Ergebnisse wurden bei weiteren 50.000 Personen bestätigt.
Dabei zeigte sich, dass bei alleinigem Vorliegen jedes der 13 neu entdeckten Risikogene die Gefahr eine KHK zu entwickeln um sechs bis siebzehn Prozent erhöht. Zugleich konnten die Forscher zehn der 13 bisher bekannten Genorte bestätigen, so dass nun mehr als 20 Genorte für die KHK bekannt sind. Dies belegt nach Angaben der Forscher die Relevanz der erblichen Komponente bei dieser Erkrankung, aber erklärt diese noch lange nicht vollständig.
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Bald neue therapeutische Strategien?
„Eine überraschende Erkenntnis war die Tatsache, dass nur wenige der genetischen Varianten die Anfälligkeit für die koronare Herzkrankheit über eine Wirkung auf traditionelle Risikofaktoren, wie hohes Cholesterin oder hoher Blutdruck, vermitteln“, erklärt Christian Hengstenberg vom Universitätsklinikum Regensburg. Vielmehr spielen wohl bei der überwiegenden Mehrheit der Risikogene bislang unbekannte Mechanismen eine große Rolle.
„Wir sind zuversichtlich, dass wir die nun gewonnenen Einsichten zum Wohle der Patienten nutzen können, sei es, um das persönliche Risiko abzubilden oder um neue therapeutische Strategien zu entwickeln“, kommentierte Jeanette Erdmann, Koordinatorin der Studie von der Universität zu Lübeck, die neuen Ergebnisse.
Gleichzeitige Analyse von mehr als zwei Millionen Genvarianten
Die Suche nach den Risikogenen wurde durch die gleichzeitige Analyse von mehr als zwei Millionen über das gesamte Genom verteilten Genvarianten –so genannten SNPs – möglich. Diese methodische Innovation hat die Suche nach vererbbaren Krankheitsursachen in den vergangenen Jahren revolutioniert.
In kurzer Folge wurde immer wieder über die Identifikation bislang unbekannter Gene beziehungsweise Genregionen für häufige Volkskrankheiten berichtet, wie beispielsweise Diabetes mellitus, Brustkrebs, Prostatakrebs oder Fettsucht.
Forscher wollen molekulare Bedeutung der Genorte enthüllen
„Unsere nächsten Schritte müssen nun sein, die molekulare Bedeutung der Genorte bei der Entstehung von Herzinfarkten zu untersuchen“, meinen Professorin Anette Peters und Professor Thomas Meitinger, die seitens des Helmholtz Zentrums München an der Studie beteiligt waren. Weitere Partner kommen aus England, Island, Belgien, Kanada, Italien, Frankreich und den USA. (Nature Genetics, 2011; doi:10.1038/ng.784)
(Helmholtz Zentrum München / Nationales Genomforschungsnetz, 08.03.2011 – DLO)