Schmelzwassereinstrom in den Nordatlantik und dadurch veränderte Klimamuster sind möglicherweise die Ursache für die schlimmste Dürre in der Geschichte des modernen Menschen. Vor 16.000 Jahren überzog sie weite Teile Afrikas und Asiens. Anhand von Sedimentbohrkernen belegen Forscher jetzt in „Science“, dass der tropische Regengürtel damals nicht nur nach Süden wanderte, sondern sich auch deutlich abschwächte. Auch heute schmilzt wieder das Eis in der Arktis, doch eine Dürre in diesem Ausmaß könnte uns erspart bleiben.
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Am Ende der letzten Eiszeit, vor rund 15.000 bis 18.000 Jahren, eignete sich in den Tropen Asiens und Afrikas eine gewaltige Dürre: Nil, Kongo und andere große Ströme schrumpften bis auf Rinnsale zusammen, Tanganjika-See, Viktoriasee und der Vansee in der Türkei trockneten aus. In einem Gebiet von China bis ins Mittelmeer blieb der alljährliche Monsun, die für Pflanzen- und Tierwelt so wichtige Regenzeit, fast komplett aus. Diese Megadürre gilt als eine der schwerwiegendsten Klimakatastrophen, die der moderne Mensch jemals überstehen musste.
Südverschiebung des Regengürtels allein reicht nicht
Was diese Trockenperiode auslöste, ist noch immer unklar. Vorhergehende Studien hatten Hinweise für eine Südwärts-Verlagerung des tropischen Regengürtels zu dieser Zeit gefunden. Diese könnte eine Dürre zur Folge haben. Doch jetzt hat ein internationales Forscherteam unter Leitung von Curt Stager vom Paul Smith’s College in New York Indizien für eine andere, umfassendere Erklärung und gegen die Süddrift als einzige Ursache entdeckt. Die Forscher analysierten für ihre Studie rund 50 Proben von Sedimentbohrkernen aus dem Tanganjika-See und anderen Standorten in Afrika und ermittelten Klimadaten für die letzten 50.000 Jahre.
Die Auswertungen engen den Zeitraum der Megadürre deutlich ein, auf die Zeit vor 16.000 bis 17.000 Jahren. Sie zeigen auch, dass die Trockenperiode weite Teile Zentral- und Südafrikas mit einschloss. Das allerdings spricht gegen die Verschiebung des Regengürtels als Auslöser: „Wenn die Südwärts-Verlagerung die einzige Ursache gewesen wäre, hätten wir weiter im Süden auch Belege für einen vermehrten Niederschlag finden müssen“, so Stager. „Aber die Megadürre traf auch das äquatoriale und südöstliche Afrika. Daher kann sich der Regengürtel nicht nur verlagert haben, sondern muss gleichzeitig schwächer geworden sein.
Eisschmelze im Nordatlantik als Auslöser?
Eine mögliche Ursache dafür ergibt sich nach Ansicht der Forscher aus dem Zeitpunkt der Dürre: Sie fand nahezu gleichzeitig mit dem so genannten Heinrich-Event 1 statt, einem massiven Einstrom von Eisbergen und Schmelzwasser in den Nordatlantik. „Der Höhepunkt dieser Zeitperiode ereignete sich zeitgleich mit einer der extremsten Megadürren der letzten 50.000 Jahre in der Afrikanisch-Asiatischen Monsunregion”, erklärt Paul Filmer, Programmleiter der geowissenschaftlichen Abteilung der National Science Foundation (NSF).
Dieses Ereignis löste nicht nur eine regionale Abkühlung im Bereich des Nordatlantiks aus, sondern könnte die Klimamuster darüber hinaus so verändert haben, dass in den Tropen eine ungewöhnliche starke und langanhaltende Trockenzeit begann. „Für die Steinzeitmenschen, die damals dort lebten, hatte dies potenziell schwerwiegende Konsequenzen“, so Filmer. Das volle Ausmaß dieser Klimaverschiebung muss nun mit Klimamodellen simuliert werden.
Keine Mega-Dürre in unmittelbarer Zukunft
Heinrich-Event und Megadürre sind auch für die Prognosen aktueller und zukünftiger Klimafolgen von Bedeutung. Denn auch der Klimawandel der heutigen Zeit beginnt bereits, den Monsun zu beeinflussen, und auch der Schmelzwassereinstrom im Nordatlantik wird sich mit steigenden Temperaturen weiter erhöhen.
Die Forscher glauben allerdings nicht, dass in unmittelbarer Zukunft eine neue Megadürre droht: „Es ist weitaus weniger Eis übrig, das heute in den Nordatlantik fallen könnte, daher wäre ich sehr überrascht, wenn sich das wiederholen würde – zumindest in einem so großen Maßstab.“ Angesichts der heute weitaus dichteren Bevölkerung der betroffenen Regionen bleibt zu hoffen, dass der Forscher damit Recht behält.
(National Science Foundation, 28.02.2011 – NPO)