Geowissen

Chinas Seen schwinden dramatisch

Wasserfläche hat in den letzten Jahrzehnten um 13 Prozent abgenommen

Der Salzsee Lop Nor verschwand schon in den 1970er Jahren © NASA/GSFC

Ein Großteil der Seen in China ist in den letzten 30 bis 40 Jahren deutlich geschrumpft, 200 sind komplett verschwunden. Das hat jetzt eine in den „Geophysical Research Letters“ erschienene Vergleichsstudie enthüllt. Zu starke Wasserentnahme aus Seen und Zuflüssen dürfte in vielen Fällen die Ursache sein. Nur auf dem tibetanischen Hochplateau sind auch einige Seen neu entstanden – vermutlich wegen zunehmender Gletscherschmelze.

China ist zwar in weiten Teilen ein sehr trockenes Land, dennoch gibt es viele Seen, allein 130 davon haben eine Größe von mehr als 100 Quadratkilometer Fläche. Die Süß- und Salzwasserseen konzentrieren sich einerseits auf die Ebene am Mittel- und Unterlauf des Yangtse, andererseits auf das Qinghai-Tibet-Plateau in Westchina. Insgesamt bedecken sie eine Fläche von mehr als 80.000 Quadratkilometern – Tendenz schrumpfend, wie jetzt ein amerikanisch-chinesisches Forscherteam bestätigt hat.

Seenfläche um 13 Prozent geschrumpft

Die Wissenschaftler um Ronghua Ma vom Nanjing Institute of Geography and Limnology verglichen für ihre Studie die Fläche von Seen in den Jahren 1960 bis 1980 – vor der Phase der starken Industrialisierung – mit Daten aus 2005 und 2006. Basis für den Vergleich bildeten vor allem Satellitenbilder und Karten, aber auch weitere Datenquellen.

Das Ergebnis: Die insgesamt von Seen bedeckte Fläche in China schrumpfte innerhalb der rund 40 Jahre um 13 Prozent. Die Anzahl der Seen größer als einen Kilometer verringerte sich von 2.928 auf nur noch 2.693. Während vor allem in den nördlichen Provinzen 243 Seen völlig verschwanden, kamen auf dem Tibetplateau 60 neue Seen dazu.

Zu starke Wasserentnahme

Die genauen Ursachen dieser Entwicklung sind noch unklar und müssen im Einzelfall in regionale Studien erforscht werden. Klar ist jedoch, dass beispielsweise die Süßwasserseen entlang des Yangtse in den letzten Jahren intensiv zur Bewässerung landwirtschaftlicher Felder genutzt wurden. Als Folge verkleinerte sich ihre Fläche deutlich. Auf dem Tibetplateau könnte dagegen das stärkere Abschmelzen der Gletscher zur Bildung neuer Seen geführt haben.

Unter den verkleinerten oder verschwundenen Seen sind auch einige Salzseen. Bei ihnen ist meist das Verringern der aus Flüssen einströmenden Wassermenge schuld. So fiel der einst weltberühmte Salzsee Lop Nor an der Seidenstraße bereits Mitte 1970er Jahre trocken, weil der Tarim- und der Konqi-Fluß, die ihn gespeist hatten, kein Wasser einspeisten. Vorher war er der einer der größten und am weitesten vom Meer entfernten Salzseen der Erde. (Geophysical Research Letters, 2010;

DOI: 10.1029/2010GL045514)

(American Geophysical Union, 07.02.2011 – NPO)

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