Sie leuchten im Dunkeln und leben bis in 2.000 Metern Wassertiefe: Laternenhaie. Wie diese exostische Fischgrupppe entstand und welche Arten sie umfasst, war bisher nahezu unbekannt. Erst jetzt hat ein Forscheteam erstmals mit molekulargenetischen Analysen ihre Artenvielfalt und Evolution entschlüsselt. Wichtig ist dies vor allem dehalb, weil die oft als Beifang im Netz landenden Tiefseehaie inzischen stark vom Aussterben bedroht sind.
Laternenhaie (Etmopteridae) sind eine sehr artenreiche Gruppe biolumineszenter Tiefseehaie, die normalerweise unterhalb 200 Meter und bis in Tiefen von über 2.000 Meter vorkommen. Bisher sind 43 Arten bekannt, die alle kleinwüchsig sind und selten eine Körperlänge von einem Meter oder mehr
überschreiten.
Obwohl sie die diverseste Gruppe aller Tiefseehaie ist, ist nur wenig über ihre Biologie, tatsächliche Artenvielfalt und Verbreitung bekannt. Zwar werden Laternenhaie nicht gezielt befischt, stellen aber einen großen Anteil des sogenannten Beifangs der Garnelen- und Kaiserbarschfischerei dar und sind wie alle Tiefseefische durch die immer mehr expandierende Hoch- und Tiefseefischerei sehr stark vom Aussterben bedroht.
Tiefseehaie artenreicher als erwartet
Jürgen Kriwet, Professor für Paläobiologie an der Universität Wien, hat zusammen mit zwei Kollegen von der Zoologischen Staatssammlung München in den vergangenen Jahren eine großangelegte Studie zur Evolution von Tiefseehaien durchgeführt und erstmals eine Studie zur Diversität von Laternenhaien veröffentlicht. Die Wissenschafter haben Laternenhaie molekulargenetisch untersucht, um ihre Artenvielfalt zu entschlüsseln und ihre Evolution zu verstehen.
„Mit Hilfe spezieller Gene und Methoden erkannten wir, dass eine Gruppe sehr ähnlicher Laternenhaie nicht wie bisher nur in zwei Arten einzuteilen, sondern wesentlich artenreicher ist“, so der Paläobiologe. Dieses Faktum wird als „kryptische Diversität“ bezeichnet. Ein weiteres wichtiges Ergebnis dieser Studie ist, dass es nun möglich ist, mit Hilfe des gewonnen Wissens einen morphologischen Bestimmungsschlüssel für die einzelnen Arten zu erarbeiten.
Schutz der Haie erleichtert
Die neue Erkenntnisse sollen es der Fischerei und der Wissenschaft künftig ermöglichen, verlässliche Daten zu Populationsgrößen und Vorkommen zu generieren, um so Strategien zum Schutz dieser für marine Ökosysteme wichtigen Haie zu erarbeiten. Warum die Gefährdung beim Laternenhai besonders dramatisch ist, erklärt Kriwet so: „Die Gefährdung beruht im Wesentlichen auf der Langlebigkeit der Haie, ihrer späten Geschlechtsreife und der sehr langsamen und geringen Reproduktionsraten. Unterschreitet eine Population eine gewisse Größe, kann sie sich aus eigener Kraft nicht mehr erholen und bricht letztendlich vollständig zusammen.“ (Zoologica Scripta, 2010; doi/10.1111/j.1463-6409.2010.00455.x)
(Universität Wien, 04.02.2011 – NPO)